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Welcher Anteil des Ladenpreises kommt beim Landwirt an?

Frage von Claudia Goldmann:

Äpfelsortiment in Kisten mit Preisschildern
Quelle: Thomas Stephan - BLE

Liebe Landwirtinnen und Landwirte, wie viel des Preises, den ich im Supermarkt oder im Discounter für ein Produkt zahle, kommt tatsächlich beim Landwirt an? Und bekommen die Landwirte mehr, wenn ich im Biomarkt, Reformhaus oder auf dem Wochenmarkt einkaufe?

Antwort von Bert Krämer:

Für die Apfelerzeugung lässt sich grundsätzlich sagen, dass der Anteil, der beim Landwirt ankommt mit jedem Schritt in der Vermarktungskette, den er selbst übernimmt, größer wird. Betrachtet man das Alte Land und die Bodenseeregion, wo der Großteil der deutschen Äpfel angebaut wird, ist es im Normalfall so, dass die Vermarktung weitestgehend über den Großhandel läuft. Dann erhält der Landwirt etwa 25 bis 30 Prozent des Ladenpreises, wobei es in dem Fall egal ist, ob der Apfel beim Discounter oder im Bioladen gekauft wird. 

Im Westen Deutschlands sind die Strukturen kleinteiliger und es gibt im direkten Umfeld sehr viel mehr Läden und Verbraucher, was eine direktere Vermarktung erleichtert. Der Aufwand ist dann höher, aber es kommt auch deutlich mehr beim Landwirt an. Wenn ich zum Beispiel eine eigene Logistik aufbaue und ohne Großhändler direkt einzelne Läden beliefere, erhalte ich mehr. Gleiches gilt, wenn ich zum Beispiel die Verpackung selbst übernehme. Bioware wird ja im Supermarkt verpackt verkauft und dafür entstehen sonst natürlich auch Kosten, die meinen Anteil am Endpreis schmälern.

Je nachdem, wie viele Schritte in der Kette man selbst übernimmt, kann man seinen Anteil so auf knapp 50 Prozent steigern. Am meisten erhalte ich als Erzeuger natürlich beim Verkauf an meinem eigenen Wochenmarktstand oder noch besser: im eigenen Hofladen.

Antwort von Josef Jacobi:

Josef Jacobi betreibt im Kreis Höxter einen Biohof mit 50 Milchkühen und einer hofeigenen Käserei.

Wir sind ein Bio-Milchbetrieb mit 50 Kühen. Wir verkaufen unsere Milch größtenteils an eine Molkerei und erhalten dafür rund 40 Prozent des Ladenpreises. Wenn Sie also aktuell 1,25 Euro für den Liter Biomilch im Laden zahlen, gehen davon etwa 50 Cent an uns. Da wir an die Molkerei verkaufen, kommt in dem Fall immer gleich viel bei uns an – egal, ob Sie die Milch im Supermarkt oder im Bioladen kaufen. Wenn wir die Milch direkt ab Stall verkaufen, erhalten wir 1 Euro pro Liter. Kolleginnen und Kollegen, die eine Milchtankstelle haben, kommen auf bis zu 1,50 Euro.

Generell kann man sagen, dass der Eigenanteil umso größer ist, je direkter man seine Produkte vermarktet. Aus einem Teil unserer Milch machen wir z.B. Käse. Für 100 Gramm Käse benötigen wir ungefähr 1 Liter Milch, können ihn aber für 1,50 Euro bis 2 Euro verkaufen. In dem Fall erhalten wir also sehr viel mehr für einen Liter Milch, auch wenn man die Kosten für das Lab, den Strom und unsere Arbeitskraft abzieht. Um Ihnen auch da ein paar grobe Richtwerte mitzuliefern: für einen Käse, den wir in unserem Hofladen für 1,90 Euro pro 100 Gramm verkaufen, erhalten wir vom Bioladen 1,70 Euro. Der verkauft ihn dann wiederum für rund 2,20 Euro.

Antwort von Silke Vogel:

Ob unser Fleisch über den Biomarkt, Supermarkt oder Discounter verkauft wird, spielt für uns preislich keine so große Rolle. Biomärkte brauchen wegen der kleineren, mehrstufigen Strukturen oft sogar höhere Handelsmargen.

Grundsätzlich gilt: je mehr man in Eigenregie verarbeiten und direkt vermarkten kann, desto mehr kommt beim Landwirt an. Der Verkauf auf dem Wochenmarkt ist also am lukrativsten, dafür sind aber auch Aufwand und Risiko höher.

Wenn wir ein Schwein mit 70 Kilogramm Schlachtgewicht direkt vermarkten, liegt der Umsatz bei etwa 1.000 bis 1.500 Euro. Zieht man davon den Preis für das Tier sowie die festen und die variablen Kosten ab, ist der Erlös für uns nur geringfügig höher als beispielsweise für ein über den Metzger vermarktetes Schwein, für das wir rund 350 Euro brutto erhalten.


Die Antworten werden vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) inhaltlich nicht verändert. Sie spiegeln die Meinung der befragten Landwirtinnen und Landwirte wider und nicht zwangsläufig die des BZL.