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Wie kann ich Südfrüchte nachhaltig einkaufen?

Letzte Aktualisierung: 30. Oktober 2025

Eine wichtige Regel zum nachhaltigen Einkauf von Lebensmitteln ist es, möglichst regional einzukaufen. Das ist bei Südfrüchten naturgemäß nicht möglich, da sie über weite Strecken transportiert werden müssen. Dennoch kann man auch beim Einkauf von Südfrüchten einiges tun, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten.

Ein Fruchtstand mit reifen Bananen
Quelle: pressdigital via Getty Images

In Kürze


Was sind eigentlich Südfrüchte?

Eine klar umrissene Definition von Südfrüchten gibt es nicht. Landläufig zählt man zu ihnen alle Früchte, die nicht im deutschsprachigen Raum angebaut werden, sondern in südlicheren Ländern wachsen. In erster Linie sind damit Zitrusfrüchte und andere Früchte aus dem Mittelmeergebiet gemeint, aber auch solche aus tropischen und subtropischen Gebieten. 

Oft wird auch der Begriff “exotische Früchte” gebraucht. Da aber inzwischen viele dieser Früchte, wie Bananen, Ananas oder Kiwi, schon zum Standardsortiment gehören, ist er erst recht nicht eindeutig.

Wieviel Südfrüchte werden in Deutschland verzehrt?

Südfrüchte sind in Deutschland gefragt. Das beliebteste Obst hierzulande ist zwar der Apfel, mit etwa 20 Kilogramm Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr  - gleich darauf folgt auf dem zweiten Platz aber die Banane mit rund zwölf Kilogramm. Orangen liegen bei rund fünf Kilogramm und Zitrusfrüchte   zusammengenommen bei 28 Kilogramm.

Was ist an Südfrüchten problematisch?

Transport

Südfrüchte müssen mehr oder weniger weite Strecken zurücklegen, bevor sie in der heimischen Obstschale landen. Empfindliche und schnell verderbliche Früchte werden mit dem Flugzeug transportiert, was erhebliche Umweltbelastungen zur Folge hat. So werden zum Beispiel Ananas und Pithayas (Drachenfrucht) oft per Flugzeug transportiert.

Flug oder Schiff?

Im Supermarkt lässt sich nicht erkennen, wie die Früchte transportiert wurden. Aber man kann es abschätzen: Je empfindlicher die Früchte und je weiter der Weg, umso wahrscheinlicher wurden sie per Flug transportiert. Früchte mit hohem Wassergehalt und dünner Schale – zum Beispiel Himbeeren oder Erdbeeren – sollten daher besser aus nahegelegenen Ländern kommen.

Vergleichsweise umweltschonend ist der Transport mit Schiff oder LKW. Dieser bietet sich bei besser haltbaren Früchten und nachreifenden Früchten wie Bananen an, führt allerdings zu längeren Transportzeiten. Diese Früchte werden daher oft vor dem optimalen Zeitpunkt geerntet, wenn sie noch nicht ganz reif sind. Dann sind sie zwar besser zu transportieren, enthalten aber in der Regel noch nicht so viele Mineralstoffe wie vollreife Früchte. 

Während Transport oder Lagerung reifen sie zwar nach und werden schmackhaft, der Mineralstoffgehalt erhöht sich dabei jedoch nicht. Bei vielen Fruchtarten ist sowohl ein Transport per Flug als auch per Schiff möglich, Mangos und Avocados können reif gepflückt und geflogen sein, aber auch vor der Reife gepflückt und per Schiff transportiert. Viele Supermärkte und Discounter verzichten inzwischen zunehmend auf Flugobst.

Eine größere Rolle als der Transportweg aus dem Ursprungsland spielt allerdings der letzte Weg, den die Früchte zurücklegen. Wer mit dem Auto zum Supermarkt  fährt, verursacht bei einer Fahrt von fünf Kilometern  600 bis 1.100 Gramm CO2. Das ist mindestens genauso viel wie ein Kilogramm Bananen, das mit dem Schiff transportiert wurde (600 Gramm).

Flugzeug über tropischer Landschaft.
Südfrüchte werden oft mit dem Flugzeug transportiert.
Quelle: Rudimencial via Getty Images

Mangelnde Sozial- und Umweltstandards

Ein weiterer Punkt sind die Anbaubedingungen in den Ursprungsländern. Besonders in tropischen und subtropischen Ländern sind die Sozialstandards gering und die Machtverhältnisse ungleich. Das führt unter anderem zu Löhnen unterhalb des Existenzminimums und prekären Arbeitsverhältnissen. Auch die Umweltauflagen sind in diesen Ländern weniger streng als in Europa. Etliche Pflanzenschutzmittel, die hierzulande verboten sind, werden noch eingesetzt und die Schutzausrüstung der auf den Plantagen arbeitenden Menschen ist oft unzureichend. Zudem werden für die Gewinnung von Ackerflächen oft Regenwälder und andere natürliche Landschaft zerstört.

Kann ich Südfrüchte nachhaltig kaufen?

Trotz dieser Schwierigkeiten kann man einiges tun, um Südfrüchte möglichst nachhaltig einzukaufen. Es gilt, gerade die beschriebenen Nachteile zu vermeiden, also auf einen möglichst umweltschonenden Transport und faire Arbeitsbedingungen zu achten.

Beides wird von Initiativen wie Crowdfarming oder Gebena umgesetzt. Sie bieten online-Plattformen an, über die Landwirtinnen und Landwirte ihre Produkte direkt an Endverbrauchende verkaufen können, oft über Vorbestellungen. Es werden auch Modelle angeboten, bei denen Bäume oder andere Pflanzen “adoptiert” werden. Die Abnehmenden finanzieren dann die Produktion vor und erhalten die entsprechende Ernte. Durch den Versand vom landwirtschaftlichen Betrieb direkt an die Verbrauchenden fällt der Zwischenhandel weg. Die meisten der Betriebe liegen in Europa, was weitere Transportwege spart.

Welche Vorteile hat die Direktvermarktung?

Sollte ich auch Südfrüchte saisonal einkaufen?

Obwohl viele Südfrüchte ganzjährig in den Supermarktregalen angeboten werden, sind ihre Erntemengen nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt. Bei der Nutzung von Crowdfarming oder Gebana ist das berücksichtigt, denn dort werden die Produkte nur zur Erntesaison angeboten. In anderen Zeiten sind sie nicht verfügbar, können aber vorbestellt werden. Das vermeidet, dass die Früchte aufwendig gelagert werden müssen oder die Anbaumethoden angepasst werden, was oft mit mehr Energieaufwand oder vermehrtem Ressourceneinsatz verbunden ist.

Auch im Supermarkt hilft ein Blick in einen Saisonkalender, den besten Zeitpunkt für den Einkauf der jeweiligen Obstsorte zu erkennen. Ananas zum Beispiel haben von April bis Juni Saison. Europäische Orangen, Kiwis und Grapefruit dagegen im Winter - Im Sommer müssen diese aus Übersee importiert werden.

Was kann ich zusätzlich beachten?

Eine einzelne Mango oder einen Liter Olivenöl direkt beim Betrieb zu bestellen, ist wenig sinnvoll. Die anteiligen Transportkosten sind dann sehr hoch. Die Plattformen bieten die Produkte daher in größeren Einheiten ab einem oder auch mehreren Kilogramm an. Wer keinen Bedarf an so großen Mengen hat, kann sich mit Nachbarn, Bekannten, der Familie oder weiteren Menschen zusammentun, um gemeinsam zu bestellen.

Vier Frauen an einem Tisch verarbeiten Feigen.
Um größere Mengen abnehmen zu können, kann man sich mit anderen zusammentun.
Quelle: SolStock via Getty Images

Wie regional können Südfrüchte sein und ist heimisches Obst immer besser?

Der große Vorteil von heimischem Obst sind die kurzen Transportwege. Vor allem während der Erntesaison im Freiland ist seine Ökobilanz daher unschlagbar. Das sieht aber anders aus, wenn das Obst aber in beheizten Gewächshäusern oder Tunneln angebaut wird. Das wird vor allem bei Erdbeeren gemacht, um den Erntezeitraum zu verlängern. Dann aber überwiegt der zusätzliche Energieaufwand häufig den Aufwand für den Transport. Auch wenn das Obst nach der Ernte lange gelagert wird, kann der Energieeinsatz höher sein als die Transportkosten bei der Einfuhr aus anderen Ländern. Bei importierten Früchten spielt die Entfernung eine große Rolle – eine in Spanien angebaute Mango verursacht weniger Emissionen als eine, die aus den Tropen importiert wird.

Sind Südfrüchte fair produziert und woran erkenne ich das?

Die Sozialstandards in tropischen Ländern sind oft schlecht. Landwirtinnen und Landwirte erhalten nur geringe Preise und verlieren ihr Land oft an Großkonzerne – und damit ihre Existenz. Viele Arbeitende auf den Plantagen sind nur kurzfristig angestellt, ohne Verträge, Kündigungsschutz oder soziale Absicherung. In manchen Ländern ist sogar Kinderarbeit noch üblich. Auch die Umweltauflagen sind bei weitem nicht so streng wie in Europa.

Um die Sozialstandards und Anbaubedingungen transparenter zu gestalten, gibt es verschiedene Fair-Trade- und Bio-Siegel. Am weitesten verbreitet ist das Fairtrade-Siegel. Sein Schwerpunkt liegt auf den sozialen Bedingungen, es schreibt zum Beispiel Mindestpreise vor. Ein großer Teil der Produkte mit diesem Siegel stammt aus biologischer Produktion, das Siegel wird aber auch für konventionell angebaute Produkte vergeben.

Zitrusfrüchte mit Fairtrade-Siegel.
Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte.
Quelle: Andrew Fox via Getty Images

Strengere Auflagen und damit besseren Schutz für die Produzierenden bietet das GEPA-Siegel. Im Gegensatz zum Fairtrade-Siegel steht hinter dem GEPA-Siegel eine eigene Handelsorganisation. Allerdings beinhaltet sie in erster Linie Kaffee, Tee und Trockenfrüchte, aber keine frische Ware.

Im Vergleich zu diesen beiden Siegeln sind die Vorgaben der Siegel “Rainforest-Alliance” und “UTZ”, das 2017 mit Rainforest-Alliance fusionierte, eher gering. Ihnen wird vorgeworfen, unzureichende Standards zu setzen und nicht konsequent zu kontrollieren.

Eine gute Kombination aus Fairtrade- und Bio-Siegel mit hohen Standards ist Naturland-Fair.

Einen Überblick über verschiedene Siegel sowie eine Bewertung ihrer Standards und ihrer Glaubwürdigkeit bietet die Seite Labelchecker.


Weitere Informationen

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BZfE: Was hat mein Essen mit dem Klima zu tun?

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