Was geschieht mit den Kälbern von Milchkühen?
Frage von Anne Stammer:
Was passiert mit den Kälbern von Hochleistungsmilchkühen in einem Milchviehbetrieb?
Wie lange bleiben sie auf dem Geburtshof? Wohin werden sie verkauft? Und was macht der Käufer mit den Kälbern?
Antwort von Stefanie Roth:
Wir sind ein Milchkuhbetrieb in Bayern und halten Fleckvieh, eine Doppelnutzungsrasse für Fleisch und Milch. Wenn bei uns eine Kuh kalbt, wird das Kalb nach dem Trockenlecken von der Mutter getrennt. Aus zwei Gründen:
- Die erste Milch der Kuh, die Biestmilch, soll unverzüglich an das Kalb vertränkt werden, um einen guten Immunstatus für das Kalb zu sichern, das komplett ohne Immunsystem auf die Welt kommt. Wenn das Kalb am Euter trinkt, kann ich nicht sehen, wie viel es wirklich aufgenommen hat.
- Zudem wird die Bindung von Kuh und Kalb erst nach ein paar Stunden immer fester. Deshalb wäre es für beide mehr Stress, wenn Sie länger zusammenbleiben würden.
Das wird aber nicht überall so gehandhabt, es gibt auch die Ammenhaltung oder die muttergebundene Kälberaufzucht.
Die männlichen Kälber bleiben etwa fünf Wochen bei uns, bis sie ein Gewicht von circa 85 Kilogramm haben. Dann werden sie an einen Händler verkauft, der sie zu einem Mäster nach Baden-Württemberg bringt.
Von den weiblichen Kälbern bleibt die eine Hälfte bei uns, um nach zwei Jahren selbst eine Milchkuh zu werden. Die andere Hälfte geht im Alter von etwa fünf Wochen auf eine Zuchtviehauktion. Hier arbeiten wir mit einem regionalen Viehhändler zusammen.
Bei der Auktion werden die Kälber von Betrieben ersteigert, die selbst nicht genug Nachzucht haben oder Kalbinnen mästen, da diese im Umgang ruhiger sind als Bullen. Den weiteren Weg des Kalbes können wir anhand der Identifikationsnummer, die jedes Kalb erhält, nachvollziehen.
Bei Kälbern reiner Milchrassen bleiben die männlichen Kälber oft nur zwei Wochen auf dem Hof und werden dann meist nach Holland zur Mast exportiert.
Die Antworten werden vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) inhaltlich nicht verändert. Sie spiegeln die Meinung der befragten Landwirtinnen und Landwirte wider und nicht zwangsläufig die des BZL.