Springe zur Hauptnavigation Springe zum Inhalt

Warum werden Rundballen in Folien eingewickelt?

Viele Betriebe produzieren Rundballen und wickeln sie in Folie. Doch welche Funktion erfüllt die Folie? Und was passiert nach der Nutzung mit ihr?

In Folie gewickelter Rundballen; im Hintergrund eine Rundballenpresse
Rundballen werden in einem Arbeitsgang gepresst und anschließend in sogenannte Stretchfolie eingewickelt.
Quelle: landpixel.de

In vielen ländlichen Regionen sind sie fast schon ein gewohnter Anblick an Wiesen und Feldrändern: Gestapelte Rundballen, die meist in schwarze, weiße oder grüne Folie gewickelt sind. In den Ballen steckt Grassilage, die vor allem als Futter für Milchkühe und Bullen dient. Dafür wird frisch gemähtes Gras ein bis zwei Tage auf der Wiese getrocknet und anschließend mit einer Presse zu Rundballen geformt. In einem weiteren Arbeitsschritt wickelt die Presse die Ballen in eine sogenannte Stretchfolie, die sehr dehnbar ist.

Die Folie wird in vier bis sechs Schichten um den Ballen gewickelt und schließt ihn luftdicht ein. Das ist wichtig, denn dadurch kommt es – wie zum Beispiel auch bei der Sauerkrautherstellung – zu einer Milchsäuregärung, die das wertvolle Futter über Monate haltbar macht. Letztlich passiert in jedem eingewickelten Ballen das gleiche wie in einem Fahrsilo, bei dem man das angewelkte Gras auf einem befestigten Untergrund zusammenfährt und mit einer großen Folie luftdicht abschließt.

Rundballen sind praktisch...

Rundballen bieten für landwirtschaftliche Betriebe einige Vorteile. Denn die Ballen lassen sich gut transportieren, sind leicht portionierbar und es gibt vor allem so gut wie keine Futterverluste durch Schimmel oder andere Mikroorganismen. In einem Fahrsilo kommt es dagegen häufiger zu Verlusten, die etwa zwischen fünf und 20 Prozent liegen. Dafür sind Rundballen in der Regel teurer als das Anlegen eines Fahrsilos.

Ein weiterer Nachteil von Rundballensilage ist der im Vergleich zu einem Fahrsilo deutlich höhere Bedarf an Folie für die gleiche Futtermenge. Stretchfolien bestehen aus Polyethylen und werden in einem aufwändigen Prozess hergestellt. Denn die Anforderungen an das Material sind hoch. So muss die Folie zum Beispiel luftdicht, dehnbar und gleichzeitig reißfest sein. Weitere Voraussetzung ist, dass sie beständig gegen UV-Licht durch Sonneneinstrahlung ist. Denn bei Schäden oder größeren Rissen in der Folie kann das eingewickelte Futter schnell verderben.

...sorgen aber für mehr Plastikmüll

Laut einer Studie der Institute Fraunhofer UMSICHT und Ökopol aus dem Jahr 2021 werden in Deutschland pro Jahr etwa 59.000 Tonnen Kunststoffe für Folien, Vliese, Netze und Garne für die Futterkonservierung verbraucht. Das sind knapp 40 Prozent des Gesamtverbrauchs an Kunststoffen in der Landwirtschaft.

Plastikgranulat auf einer Handfläche
Plastikgranulat ist der Ausgangsstoff für die Herstellung von Stretchfolie. Aus alter Folie lässt sich dieses Granulat recyceln.
Quelle: Jürgen Beckhoff

Die Hersteller der Folien, die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und verschiedene Agrarverbände haben sich darauf verständigt, freiwillig für ein umfassendes Recycling des Materials zu sorgen. Dafür wurde m Jahr 2012 die Initiative ERDE e. V. (Erntekunststoffe Recycling Deutschland) gegründet, die gebrauchte Stretch- und Silofolie von den Betrieben zurücknimmt und recycelt.

Im Jahr 2020 hat die Initiative mehr als die Hälfte aller eingesetzten Silo- und Stretchfolien als Wertstoff eingesammelt. 2022 konnte die Recyclingquote auf über 68 Prozent gesteigert werden.

Recyceltes Plastik aus sortenreiner Foliensammlung kann für die Herstellung neuer Silo- und Stretchfolie genutzt werden. Laut der Initiative ERDE e. V. können Stretchfolien heute bereits bis zu 30 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen, Silofolien aus über 90 Prozent. Aus nicht sortenreinen Folienpartien lässt sich ebenfalls neues Kunststoffgranulat recyceln, das als Ausgangsmaterial für andere Plastikprodukte wie Müllbeutel, Tragetaschen oder Zaunpfosten dient.

BZL-Broschüre

Landwirtschaft und Gartenbau - Geht das ohne Plastik?

Angesichts des massiven Plastikeinsatzes manch einer Branche fragt man sich, ob der eigene Verzicht auf Strohhalme und Plastiktüten wirklich viel bringt. Auch Landwirtschaft und Gartenbau geraten hier in den Fokus.

Zur Broschüre

Letzte Aktualisierung: 28. Juni 2023


Weitere Informationen

NABU - Naturschutzbund Deutschland: Plastik in der Landwirtschaft

Erntekunststoffe Recycling Deutschland - ERDE

Fraunhofer-UMSICHT/Ökopol: Kunststoffe in der Umwelt – Emissionen in landwirtschaftlich genutzten Böden (PDF)


Folien im Spargel- und Erdbeeranbau

Keiner will die Folien – aber viele wollen frühe, makellose und günstige Spargelstangen oder Erdbeeren. Anbaubetriebe stecken in der Zwickmühle.

Schweine scharen sich zum Fressen um einen Futterautomat

Woher kommt das Futter für unsere Nutztiere?

Fast 90 Prozent der Futtermittel stammen aus Deutschland. Nur bei der Eiweißversorgung sind die Betriebe auf Importe angewiesen.

Foliengewächshäuser in denen Erdbeeren auf schwarzen Folien wachsen.

Plastik in Ackerböden

Plastik treibt nicht nur in den Ozeanen, es reichert sich auch in landwirtschaftlichen Böden an. Woher stammt dieses Plastik und wie kritisch ist die Lage?

Fahrsilo mit Betonplatte, in dem Maissilage gelagert wird. Die Silage ist mit einer schwarze Folie und Reifen abgedeckt. An einer Seite ist das Silo geöffnet, um das Futter zu entnehmen.

Wozu dienen Silos in der Landwirtschaft?

In der Landwirtschaft verwendet man Silos vor allem zur Lagerung von Futter. Ob Hochsilo oder Fahrsilo hängt von der Art des Futters ab.