Sind Nutztiere gentechnisch verändert?
Bis heute gibt es – mit Ausnahme von Lachs – keine gentechnisch veränderten Nutztiere. Neue Verfahren könnten dies aber bald ändern.


Quelle: iStock.com / bestdesigns
In der Nutztierhaltung gibt es bislang fast keine gentechnisch veränderten Tiere. Einzige Ausnahme bilden mit Methoden der klassischen Gentechnik gezüchtete Lachse und Schweine, die in Kanada und den USA zu kaufen sind, in der EU jedoch nicht gehandelt werden dürfen.
Dass es kaum gentechnisch veränderte Nutztiere gibt, liegt vor allem daran, dass die klassischen gentechnischen Verfahren sehr anspruchsvoll, fehleranfällig und teuer sind. Die Gewinnung der benötigten Eizellen ist aufwendig und die Erfolgsquote nach dem Einpflanzen ins Muttertier sehr gering. Hinzu kommt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher gentechnisch erzeugten Lebensmitteln generell kritisch gegenüberstehen.
Neue Verfahren könnten Veränderung bringen
Mit dem sogenannten Genome Editing haben inzwischen neue molekulargenetische Verfahren in der Tier- und Pflanzenzucht Einzug erhalten. Sie ermöglichen es, einzelne DNA-Bausteine im Erbgut zu umschreiben, abzuschalten oder gegen neue auszutauschen, ohne dass dafür neue Gene eingeführt werden müssen. Diese Methoden sind exakter und wesentlich einfacher und schneller als die klassischen Verfahren, außerdem kosten sie sehr viel weniger. Sie eröffnen damit neue Perspektiven für die Zucht von Nutztieren. Mittlerweile arbeiten zahlreiche Forschende an der Weiterentwicklung solcher Methoden.
Bei den wissenschaftlichen Projekten geht es meist darum, dass Nutztiere schneller und mehr Fleisch ansetzen oder bestimmte Produkteigenschaften verbessert werden. Aber auch das Tierwohl steht zunehmend im Fokus. So haben amerikanische Forschende zum Beispiel Schweine gezüchtet, die in einem vorpubertären Stadium bleiben, sodass auf die (meist schmerzhafte) Kastration verzichtet werden kann. Ein anderes Beispiel kommt aus Israel: Dort hat ein Startup ein Verfahren entwickelt, mit dem männliche Eier von Legerassen durch einen Biomarker schnell und einfach sichtbar gemacht werden können.
Ob genom-editierte Nutztiere in Europa überhaupt auf den Markt kommen bleibt die Frage. Denn im Juli 2018 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass durch Genome Editing erzeugte Organismen – also Pflanzen und Tiere - unter die geltenden Gentechnikgesetze fallen und damit wie alle gentechnisch veränderte Organismen ein aufwändiges Zulassungsverfahren durchlaufen müssen. Produkte, die daraus entstehen, müssen als "gentechnisch verändert" gekennzeichnet werden.
Seit einiger Zeit wird in Wissenschaft und Gesellschaft jedoch intensiv darüber diskutiert, ob Genome Editing-Verfahren tatsächlich den klassischen Gentechnik-Verfahren gleichgesetzt werden sollten. Hier dürfte in naher Zukunft also noch viel passieren.
Letzte Aktualisierung: 8. April 2022
Weitere Informationen
Transgen.de: Gentechnik bei Tieren: Neuer Schub durch Genome Editing