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Wie viel verdient ein Landwirt an einem Schwein?

In Deutschland wurden 2020 knapp 25,5 Millionen Schweine gemästet. Lohnt sich das für die Betriebe?

Schweinemäster mit Schweinen im Stall
Stark schwankende Preise erschweren Schweinemästern die Kalkulation.

Mit der Mast von Schweinen Geld zu verdienen, ist gar nicht so einfach. Genauso schwierig ist es, einen konkreten Verdienst pro Schwein zu nennen. Denn Schweinemastbetriebe müssen mit großen Preisschwankungen leben, vor allem beim Kauf für Ferkel und beim Verkauf ihrer gemästeten Schweine.

In der Regel kaufen konventionelle Mastbetriebe ihre Ferkel mit einem Gewicht von knapp 30 Kilogramm. Die Ferkel werden gemästet, bis sie etwa 120 Kilogramm Gewicht erreicht haben und dann verkauft. Die Mast dauert im Schnitt vier Monate, sodass ein Betrieb im Jahr etwa drei Schweine pro Mastplatz im Stall mästen kann.

Weniger als 120 Euro Erlös pro Schwein

Die Rechnung pro Tier sieht folgendermaßen aus: Zurzeit (Stand: November 2021) liegt der Preis pro Kilogramm Schweinefleisch bei knapp 1,20 Euro. Für jedes angelieferte Schwein mit 120 Kilogramm Lebendgewicht werden gut 95 Kilogramm Schlachtgewicht bezahlt. Der Betrieb erhält bei diesem Preisniveau also 114 Euro netto vom Viehhändler.

Von diesem Betrag müssen die Kosten für die Mast abgezogen werden. Der größte Block ist das benötigte Futter (circa 80 Euro pro Tier), gefolgt vom Ferkeleinkauf. Er schlägt mit 30 Euro zu Buche. Zum aktuellen Ferkelpreis von 20 Euro kommen hier noch fixe Nebenkosten von rund 10 Euro für die Impfung und verschiedene Zuschläge. Für den Tierarzt, für Energie, Wasser, Versicherungen etc. lassen sich weitere fünf Euro veranschlagen. Unter dem Strich verdienen Betriebe aktuell also gar nichts am Schwein.

Ganz im Gegenteil, sie machen sogar Verluste. Denn in dieser Kalkulation noch nicht enthalten sind die Kreditrückzahlungen für den Stallbau und die Entlohnung der Arbeitskräfte, die Kosten für Reparaturen und Steuern sowie die Eigenkapitalbildung für Neu- und Ersatzinvestitionen. Auch verläuft nicht jeder Mastdurchgang optimal, also mit durchgehender, kompletter Stallauslastung, hohen täglichen Zunahmen bei allen Tieren und ohne Krankheiten oder größere Tierverluste.

Marktentwicklung ist unberechenbar

Schweine im Stall
Wie lukrativ die Schweinemast ist, hängt vor allem vom aktuellen Preisniveau bei Ferkeln und schlachtreifen Schweinen ab.

Noch entscheidender für die Kalkulation sind jedoch die Marktentwicklung und die damit verbundenen Preise für Ferkel und schlachtreife Schweine. Denn der Markt unterliegt großen Schwankungen. Allein im Jahr 2020 bewegte sich der Auszahlungspreis für schlachtreife Schweine zwischen 1,27 und über 2,00 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. 2021 sind die Preise auf einen absoluten Tiefststand von 1,20 Euro pro Kilogramm gefallen, der keine rentable Mast mehr zulässt. Die Preise für Ferkel schwankten 2020 und 2021 noch stärker: von 18 Euro bis über 80 Euro pro Tier.

Die enormen Schwankungen der Preise für Ferkel, Futtermittel und Verkaufspreis sind eine große Herausforderung für die Betriebe. Kauft der Mastbetrieb seine Ferkel zum günstigen Preis und fällt der Verkauf in eine Hochpreisphase, kann er hohen Überschuss erzielen. Im ungünstigsten Fall muss ein Betrieb dagegen seine Ferkel zu hohen Preisen beziehen und seine schlachtreifen Schweine in einer Phase mit niedrigen Auszahlungspreisen abgeben. Das kann so weit führen, dass dadurch – wie im Herbst 2021 – sogar Verluste für jedes verkaufte Tier entstehen.

Das Risiko für diese Entwicklungen tragen allein die Betriebe. Denn die Schlachtung liegt überwiegend in der Hand von Großschlachtereien, die je nach Marktlage und Absatzpotenzial feste Preise vorgeben.

Mastbetriebe sind wenig flexibel

Die Betriebe können ihre Erzeugung nur sehr eingeschränkt an die aktuellen Preisentwicklungen anpassen. Warten sie ab, bis die Ferkelpreise sinken, steht der Stall leer und der Betrieb verdient kein Geld. Schlachtreife Schweine müssen dagegen auch bei niedrigen Preisen zeitnah abgeliefert werden, da die ausgewachsenen Tiere einen enormen Futterbedarf haben, der ebenfalls den Gewinn schmälert. Zudem gibt es bei der Anlieferung zu schwerer Schweine Abzüge bei den Auszahlungspreisen.

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So leben Schweine

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Zur Broschüre

Strukturwandel: Immer weniger, immer größere Betriebe

Um trotz der im Durchschnitt relativ niedrigen Gewinne pro Tier genügend Geld zu erwirtschaften, sind die Mastbetriebe kontinuierlich gewachsen. Gleichzeitig gibt es einen ständigen Strukturwandel, bei dem jedes Jahr viele Betriebe aufgeben. Gab es 2019 noch 21.600 Mastbetriebe in Deutschland, waren es 2020 nur noch 17.000.

In Westdeutschland hielt 2020 jeder Betrieb im Schnitt 562 Mastschweine, auf ostdeutschen Betrieben waren es durchschnittlich fast viermal so viele Tiere, nämlich 2073 Schweine.


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Letzte Aktualisierung: 1. Dezember 2021


Weitere Informationen

Thünen-Institut: Steckbriefe zur Tierhaltung in Deutschland – Ferkelerzeugung und Schweinemast (PDF)

bmel-statistik.de: Darstellung der Schlachtpreise für Schweine nach Handelsklassen


Wann ist ein Schwein schlachtreif?

Mastschweine sind schlachtreif, wenn sie ein Gewicht von 110 bis 120 Kilogramm erreicht haben. Das dauert etwa fünf bis sechs Monate.

Schweinefleisch

Deutschland ist der größte Schweinefleischproduzent in Europa. 2020 hielten rund 20.500 Betriebe etwa 26 Millionen Schweine.