Was ist eine flächengebundene Tierhaltung?
Letzte Aktualisierung: 15. Mai 2025
Flächengebundene Tierhaltung heißt Kreislaufwirtschaft: Das Futter wird selbst angebaut und die Gülle im Betrieb gedüngt. Was sind die Vorteile?

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In Kürze
- Die flächengebundene Tierhaltung verknüpft die Anzahl der gehaltenen Nutztiere mit der Fläche eines Betriebs.
- Die Ausscheidungen der Tiere versorgen die Ackerflächen mit Nährstoffen und das Futter wird betriebsintern angebaut.
- Die Flächenbindung soll eine bedarfsdeckende Düngung der betriebseigenen Flächen gewährleisten.
- Überdüngung führt zu erhöhten Nitratwerten im Grundwasser und klimaschädlichen Lachgasemissionen.
- Im Ökolandbau ist die Flächenbindung gesetzlich verankert.
- Die Umstellung auf eine flächengebundene Tierhaltung ist vor allem für Betriebe mit vielen Tieren schwierig.
Immer mehr Stimmen aus Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft fordern ein Umsteuern hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft. Ein Ansatz, der in diesem Zusammenhang oft diskutiert wird, ist die flächengebundene Tierhaltung.
Wir erklären, was es damit auf sich hat und welche Auswirkungen dieses Konzept auf Umwelt, Klima und landwirtschaftliche Betriebe hat.
Was versteht man unter flächengebundener Tierhaltung?
Die flächengebundene Tierhaltung verknüpft die Anzahl der Tiere auf einem Betrieb mit der verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche. Ziel ist es, nur so viele Tiere zu halten, dass der anfallende Dünger, also die Exkremente der Tiere, den Düngebedarf auf den betriebseigenen Flächen deckt. Ein weiteres Kriterium der Flächenbindung ist, dass die Tiere größtenteils mit selbst erzeugtem Futter versorgt werden können.
Die Flächenbindung soll also helfen, Nährstoffkreisläufe im Betrieb zu schließen, das heißt Viehhaltung und Ackerbau miteinander zu verknüpfen und die Umwelt zu entlasten. Das Konzept unterscheidet sich damit von intensiven Haltungsformen, bei denen ein Großteil des Futters zugekauft sowie Wirtschaftsdünger verkauft werden muss, weil eigene Flächen nicht ausreichend zur Verfügung stehen.
Flächengebundene Tierhaltung hat seinen Ursprung im Ökolandbau
Die flächengebundene Tierhaltung ist seit jeher ein Grundprinzip der ökologischen Landwirtschaft. Die EU-Öko-Verordnung schreibt vor, dass maximal zwei Großvieheinheiten pro Hektar gehalten werden dürfen. Eine Großvieheinheit entspricht in etwa dem Gewicht von einer Milchkuh oder sieben Mastschweinen.
Dieser Grenzwert orientiert sich an der Menge Stickstoff, die der Boden speichern und innerhalb einer Wachstumsperiode an die Kulturpflanzen wieder abgeben kann.
Konventionelle Tierhaltung bislang ohne klare Flächenbindung
In der konventionellen Landwirtschaft gibt es bislang keine verbindliche Flächenbindung in der Tierhaltung. Vor allem in viehintensiven Regionen – wie dem Nordwesten Deutschlands – wird auf den Betrieben zum Teil mehr Gülle produziert als auf den eigenen Flächen ausgebracht werden kann . Hier sieht der Gesetzgeber eine Abgabe des überschüssigen Wirtschaftsdüngers an andere landwirtschaftliche Betriebe vor, die einen Güllebedarf haben.
Trotzdem gelangt insgesamt in Deutschland immer noch mehr Stickstoff in den Boden, als von ihm und den Pflanzen aufgenommen werden kann. Die überschüssigen Stickstoffverbindungen versickern oder entweichen als Gas.

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Die Folgen dieser Überdüngung sind weitreichend: Neben klimaschädlichen Emissionen durch Lachgas kann es zu erhöhten Nitratwerten im Grund- und Oberflächenwasser kommen.
Um die schädlichen Auswirkungen zu begrenzen, hat der Gesetzgeber die Düngeregelungen in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft. Seither geht die Menge an Stickstoff, die ungenutzt im Boden versickert, langsam zurück.
Flächenbindung auch von politischer Seite gefordert
Seit einigen Jahren setzt auch die Politik zunehmend auf eine stärkere Flächenbindung in der Tierhaltung. Einige Bundesländer koppeln Stallbau-Förderprogramme bereits an die Vorgabe, dass pro Hektar maximal zwei Großvieheinheiten gehalten werden dürfen. Und auch der "Klimaschutzplan 2050" der Bundesregierung sieht vor, die Förderung stärker an dieses Prinzip auszurichten.
In Kombination mit weiteren Maßnahmen – wie dem Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, Agroforstsystemen und einer Reduzierung von Futtermittelimporten durch den verstärkten Anbau heimischer Proteinpflanzen wie Erbsen, Bohnen und Soja – verspricht man sich durch die Flächenbindung einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft leisten zu können.
Praktische Hürden für landwirtschaftliche Betriebe
Die flächendeckende Einführung einer Flächenbindung wird jedoch nicht ohne Hürden sein. Besonders Betriebe in viehintensiven Regionen stehen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Um die Vorgaben einzuhalten, müssten sie entweder zusätzliche Flächen erwerben – was angesichts hoher Bodenpreise oft unwirtschaftlich ist – oder ihre Tierbestände reduzieren.
Eine Reduzierung der Tierzahlen bedeutet jedoch auch einen Rückgang der Produktion. Die daraus resultierenden Einkommensverluste lassen sich häufig nur durch höhere Produktpreise kompensieren, etwa durch eine Umstellung auf ökologische Landwirtschaft oder Direktvermarktung. Doch nicht jeder Betrieb kann oder möchte diesen Weg gehen.

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Wegweiser für eine nachhaltige Tierhaltung
Will man die Flächenbindung als Baustein für eine zukunftsfähige Landwirtschaft etablieren, braucht es weitere politische Rahmenbedingungen, die diesen Wandel wirtschaftlich und finanziell unterstützen: etwa durch Förderprogramme, Beratungsangebote oder eine stärkere Wertschöpfung durch regionale Vermarktung.
Auch die Nachfrage von Verbraucherinnen und Verbrauchern wird dabei eine Rolle spielen – etwa durch den gezielten Griff zu Produkten aus ökologischer oder besonders tiergerechter Haltung.