Was ist der Unterschied zwischen Biodiversität und Artenvielfalt?
Letzte Aktualisierung: 4. Juli 2025
Biodiversität und Artenvielfalt werden häufig bedeutungsgleich verwendet. Die Artenvielfalt ist jedoch nur ein Teilaspekt der Biodiversität.

In Kürze
- Biodiversität ist ein Oberbegriff für biologische Vielfalt und umfasst Artenvielfalt, genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme.
- Artenvielfalt beschreibt die Anzahl verschiedener Arten in einem Lebensraum.
- Agrobiodiversität bezieht sich speziell auf die Vielfalt in land-, forst- und fischereiwirtschaftlich genutzten Lebensräumen, inklusive Sorten und Rassen.
- Die Biodiversität in Deutschland nimmt stark ab: Über 60 Prozent der Lebensräume sind in schlechtem Zustand, viele Arten sind gefährdet oder verschwunden.
In der Diskussion um eine nachhaltige Landwirtschaft fallen oft die Begriffe "Artenvielfalt" und "Biodiversität" – häufig synonym. Obwohl die beiden Begriffe eng miteinander verknüpft sind, haben sie jedoch unterschiedliche Bedeutungen.
Was ist Biodiversität?
Allgemein gesprochen ist Biodiversität – auch "biologische Vielfalt" genannt – ein Oberbegriff für die Fülle des auf der Erde existierenden Lebens. Gemäß UN-Biodiversitätskonvention wird Biodiversität durch drei Aspekte charakterisiert, die eng und dynamisch miteinander verwoben sind: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme.
Die Artenvielfalt beschreibt, wie viele verschiedene biologische Arten, also Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen es in einem bestimmten Lebensraum gibt. Meist wird die Ebene der Artenvielfalt noch um die Sorten- oder Rassenvielfalt erweitert, insbesondere wenn es um die Agrobiodiversität (siehe Infokasten) geht. Dass die Artenvielfalt häufig synonym zur Biodiversität verwendet wird, mag daran liegen, dass die Artenvielfalt der anschaulichste Aspekt der Biodiversität ist.
Was versteht man unter Agrobiodiversität?
Die Agrobiodiversität stellt einen Spezialbereich der Biodiversität dar. Sie umfasst die für Landwirtschaft, Waldwirtschaft und Fischerei genutzten Lebensräume mit den darin lebenden Tier- und Pflanzenarten. Hinzu kommen die vielen Zuchtformen, also Sorten und Rassen.
Mehr dazu unter: Biologische Vielfalt stärken – Nationale Strategie zu genetischen Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft, Forst und Fischerei (BMLEH)
Bei der genetischen Vielfalt geht es vereinfacht gesagt um die Menge an unterschiedlichen Erbinformationen aller Organismen in einem bestimmten Lebensraum. Und unter der Vielfalt der Ökosysteme, dem dritten Baustein der Biodiversität, versteht man die Menge an verschiedenartigen Lebensräumen und deren Wechselwirkungen untereinander. Lebensräume sind zum Beispiel Wälder, Moore, Meere oder Seen. Aber auch landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Äcker, Wiesen und Weiden stellen Lebensräume dar.
Warum ist die Biodiversität so wichtig?
Die biologische Vielfalt ist eine der wichtigsten Grundlagen für unser Leben – für Nahrung, Kleidung, Medikamente, Baustoffe und vieles mehr. Ohne die vielen verschiedenen bestäubenden Tiere könnten Pflanzen sich nicht reproduzieren und die Lebensmittelerzeugung, wie wir sie heute kennen, wäre nicht möglich.
Außerdem spielt Biodiversität eine wichtige Rolle in der Klimaregulation. Denn artenreiche Wälder und Wiesen können mehr Kohlenstoff aufnehmen und so der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid entziehen. Biologische Vielfalt begünstigt zudem die Stabilität von Ökosystemen und Artengemeinschaften. So ist sie auch eine Voraussetzung für Anpassungen an veränderte Umweltbedingungen, beispielsweise geänderte Klimaverhältnisse.
Biodiversität hierzulande in besorgniserregendem Zustand
Wie der 2024 erschienene "Faktencheck Artenvielfalt" verdeutlicht, nimmt die Biodiversität in Deutschland rapide ab. Für diese Untersuchung haben 150 Forschende aus rund 75 Institutionen über 6.000 Fachveröffentlichungen ausgewertet. Das Ergebnis fällt alarmierend aus: Über 60 Prozent der 93 untersuchten Lebensraumtypen in Deutschland sind in einem schlechten oder unzureichenden Erhaltungszustand. Fast ein Drittel der erfassten Arten hierzulande gilt als stark gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht, rund drei Prozent sind bereits verschwunden. Insbesondere die Artenvielfalt und die Bestände heimischer Tier und Pflanzenarten in deutschen Agrarlandschaften sind stark betroffen.
Weitere Informationen
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Biologische Vielfalt und genetische Ressourcen
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH): Biologische Vielfalt: Bienen und Insekten schützen
Oekolandbau.de: Biodiversität in der Landwirtschaft: Wie steht es um unsere biologische Vielfalt?