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Wie gelingt Landwirtschaft trotz Wassermangel?

Letzte Aktualisierung: 7. Oktober 2025

Mit innovativen und traditionellen Methoden gelingt Landwirtschaft auch bei Wasserknappheit – Länder in trockeneren Regionen machen es vor.

Orangenbäume auf trockenem Boden.
Auch in trockenen Gebieten der Welt wird Obst angebaut.
Quelle: Yuriy Komarov / iStock via Gettyimages

In Kürze


Landwirtschaft ist auch bei Wassermangel möglich

Obst und Gemüse benötigen im Anbau mehr Wasser als Getreide oder andere Ackerkulturen. Dennoch findet auch in Ländern, die von Trockenheit oder gar Dürre geprägt sind, intensiver Obst- und Gemüseanbau statt.

Wasserpolitik als Herausforderung

Die Wassernutzung eines Landes umfasst neben der Bewässerung in der Landwirtschaft, viele weitere Bereiche – etwa Wassernutzung in Industrie und Haushalten oder auch Gießwasser für Zierpflanzen und Rasen. Hinzu kommt, dass Besitz- und Nutzungsrechte in Ländern unterschiedlich geregelt sind und menschenrechtliche, ökologische und wirtschaftliche Interessen aufeinandertreffen. Die Herausforderungen in der Wasserwirtschaft sowie die jeweilige Wasserpolitik sind daher nicht nur vielschichtig, sondern machen Süßwasser auch zu einer politisch sensiblen Ressource.

So auch in Israel: Hier fallen die Niederschläge mit jährlich rund 300 Millimetern deutlich geringer aus als in Deutschland, mit knapp 841 Millimetern. Dennoch baut Israel genug Obst und Gemüse an, um den eigenen Bedarf zu decken. 2023 wurden beispielsweise 325.000 Tonnen Tomaten produziert — immerhin fast die Hälfte der Anbaumenge von den Niederlanden. Und auch der Oman, eines der trockensten Länder der Welt mit circa einem Zehntel der Niederschlagsmenge von Deutschland, baut Datteln, Mangos und Bananen an. Wie ist das möglich?

Die Antwort klingt vorerst simpel — mit Bewässerung. Weltweit werden insgesamt etwa 70 Prozent des aus Flüssen, Seen und Grundwassers entnommenen Wassers für die Landwirtschaft genutzt. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur zwei Prozent. Für viele Länder führt diese intensive Bewässerung jedoch zu erheblichen Problemen, wie sinkende Grundwasserspiegel und einer zunehmenden Bodenversalzung. 

Um Wasser in der Landwirtschaft zu sparen benötigt man zum einen Bewässerungsmethoden, die nicht mehr Wasser nutzen als wirklich notwendig, das Wasser gezielt an die Pflanzen bringen und das Verdunsten des Wassers minimieren. Eine Entnahme des Wassers aus dem natürlichen Wasserkreislauf sollte hierbei vermieden und durch Wasser-Recycling oder andere Aufbereitungsmethoden ersetzt werden.

Welche Methoden werden bereits für intensive aber auch kleinbäuerliche Landwirtschaft genutzt?

Tröpfchenbewässerung:

Mit sehr dünnen Schläuchen wird Wasser direkt in den Wurzelbereich jeder einzelnen Pflanze geführt. Dadurch fließt kein Wasser ungenutzt ab und auch die Verdunstung wird stark reduziert. Sie eignet sich besonders bei größeren Einzelpflanzen wie im Obstbau oder im Unterglasgemüsebau, also im Gewächshaus oder unter Folien. Im Ackerbau spielt sie noch keine große Rolle, da die Tropfschläuche bei der Bodenbearbeitung stören.

Effiziente Bewässerungstechniken in Israel – Vorreiter im Wassersparen

Vorreiter in Bezug auf effiziente Bewässerung und einen schonenden Umgang mit den Wasserreserven ist Israel. Schon in den Sechzigerjahren wurde dort die Tröpfchenbewässerung entwickelt, die sich inzwischen weltweit durchgesetzt hat.

Inzwischen geht Israel technologisch noch sehr viel weiter. Das Land hat intensiv in Entsalzungsanlagen investiert, die Salz und Verunreinigungen aus Meereswasser entfernen und es somit für den Menschen nutzbar machen. Weiterhin nutzt Israels Landwirtschaft zur nachhaltigeren Bewässerung seiner Flächen aufbereitetes Abwasser. Die Recyclingquote für kommunales Abwasser liegt in Israel bei 85 bis 90 Prozent, davon fließt über die Hälfte in die Landwirtschaft.

Tropfbewässerung
Tropfbewässerung
Quelle: Toa55 / iStock via Getty Images

Innovative Landwirtschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen zunehmend auf Hydroponik und Vertical farming. Wachsen die Pflanzen hierbei unter Einsatz von LED-Licht und kontrollierten Bedingungen, nennt man das Indoor-Farming. 

Der Wasserverbrauch dieser Farmen ist im Vergleich zum Anbau im Freiland deutlich geringer. Allerdings schlagen die Technik- und Energiekosten umso stärker zu Buche. Die Regierung hat den Ausbau des Indoor-Farmings in den letzten Jahren gefördert. 

Effiziente Wassernutzung mit dem traditionellen Falaj-System

Das Aflaj- oder Falaj-Bewässerungssystem im Oman besteht aus einem Geflecht aus ober- und unterirdischen Kanälen, die das Wasser aus den Quellgebieten auf die Felder leiten. “Aflaj” ist der Plural von “Falaj”, was ein einzelnes Kanalsystem bezeichnet. Zu den Vorteilen gehört, dass die unterirdischen Gänge das Verdunsten des Wassers reduzieren und dass das System die natürliche Schwerkraft des Gefälles nutzt. Somit verteilt sich das Wasser ohne zusätzliche Maschinenkraft gleichmäßig durch die Kanäle.

Traditionelle Methoden: Landwirtschaft trotz Wasserknappheit in Oman und Sahel-Zone

Auch im Oman wird der Ausbau von Indoor-Farming von der Regierung gefördert, allerdings spielt der traditionelle Freilandanbau eine größere Rolle. Seit Jahrtausenden werden im Oman die Felder über ein ausgeklügeltes System von Bewässerungskanälen, "Aflaj" genannt, mit Wasser versorgt.

In weniger reichen Ländern mit vielen kleinbäuerlichen Betrieben können teure Technologien nicht so leicht umgesetzt werden. Doch hier hilft oft die Rückbesinnung auf althergebrachte Methoden. Ein Beispiel ist die Zaï- Technik, die in der Sahel-Zone angewendet wird. Sie eignet sich sowohl zur Regeneration ausgedörrter Böden als auch für den Anbau von Nahrungsmitteln, wie Mais, Erdnüsse oder Bohnen.

Ein Arbeiter pfügt einen trockenen Boden per Hand mit einer Art Hacke
Die Zai-Technik erfordert schwere Handarbeit.
Quelle: Luca Prestia/iStock via Getty Images

Allerdings erfordert sie viel schwere Handarbeit: In den trockenen Boden werden vor der Regenzeit mit einer Hacke einzelne Gruben oder auch längere Gräben geschlagen. In diese Vertiefungen werden organische Abfälle wie Pflanzenreste oder Tierdung eingebracht. Kurz vor oder zu Beginn der Regenzeit werden die Gruben bepflanzt. Durch die Gruben konzentriert sich das Wasser im Wurzelbereich der Pflanzen, so dass diese besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden.

Funktionieren diese Verfahren auch im Ackerbau?

Die hochtechnologisierten Verfahren wie Wasseraufbereitung und Indoor-Farming sind teuer und aufwendig. Deshalb werden sie in der Regel nur für höherwertige Produkte wie Obst und Gemüse eingesetzt, für Getreide wäre ihr Einsatz nicht rentabel. Gleiches gilt für die Zaï-Technik, die sich nicht für den flächigen Anbau eignet. Im Ackerbau wird daher zunehmend auf die Züchtung trockenheitsresistenter Sorten gesetzt. Initiativen dazu gibt es vor allem in Indien und Marokko.

Wassermangel ist auch für die Landwirtschaft in Deutschland ein Thema

Deutschland liegt in einer gemäßigten Klimazone mit vergleichsweise regelmäßigen Niederschlägen. Dennoch reichen diese für verschiedene Gemüse- und Obstarten im Sommer oft nicht aus. Im Freilandgemüsebau ist die Bewässerung daher gängige Praxis und nimmt im Zuge des Klimawandels an Bedeutung zu. Auch landwirtschaftliche Kulturen wie Getreide und Mais, die bisher ohne Bewässerung angebaut werden konnten, sind zunehmend von Trockenheit betroffen. 

Weizen mit Trockenstress
Trockenstress kann zu erheblichen Ertragseinbußen führen.
Quelle: vom via Adobe Stock

Zudem ist die Landwirtschaft dem privaten Verbrauch rechtlich nachgelagert, das heißt, bei Wassermangel muss sie hinter der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung zurückstehen. Sie konkurriert mit Industrie und Gewerbe um die verbleibenden Wasserressourcen. Die Entnahme von Wasser aus Grundwasser oder Oberflächengewässern ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. Die Antragsverfahren sind aufwendig und nicht in jedem Fall wird die aus pflanzenbaulicher Sicht notwendige Entnahmemenge genehmigt. 

Daher ist es auch hierzulande wichtig, Verfahren für eine wassersparende Bewässerung zu entwickeln.

Wassersparende Landwirtschaft in Deutschland

Im Gemüsebau unter Glas ist wassersparende und effiziente Bewässerung schon lange etabliert. Besonders die Tröpfchenbewässerung ist verbreitet, aber auch sogenannte Ebbe-Flut-Systeme mit geschlossenem Wasserkreislauf. Dabei werden die Tische oder Beete kurzzeitig geflutet, das abfließende Wasser wird wieder aufbereitet. Auch Vertical Farming wird als alternative und wassersparende Anbaumöglichkeit von beispielsweise Erdbeeren, Blattsalaten und Kräutern in geringen Maßen praktiziert.

Im Freilandgemüsebau gibt es verschiedene Berechnungsmodelle und KI-Ansätze, um die Bewässerung zu optimieren. Für den Obstbau und im Weinbau werden derzeit Versuche durchgeführt, die mithilfe von Bodenfeuchtesensoren den Wasserbedarf der Kulturen möglichst genau ermitteln.

Grenzen der Bewässerung im Ackerbau

Spielte die Bewässerung von landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide oder Mais bisher kaum eine Rolle, nimmt der Bewässerungsbedarf auch in diesem Bereich aufgrund des Klimawandels zu. Insbesondere der Osten Deutschlands war in den letzten Jahren von Sommertrockenheit betroffen. In Brandenburg werden daher inzwischen Tropfbewässerungssysteme auch für Mais eingesetzt. Damit sie maschinelle Feldarbeiten nicht behindern, sind sie unterirdisch verlegt.

Unterschiedliches Wurzelgemüse in einer Gemüsewaschmaschine
Abwasser aus der Lebensmittelverarbeitung eignet sich für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen.
Quelle: photokitchen/iStock via Getty Images

Brauchwasser nutzen – ein Beitrag zur wassersparenden Landwirtschaft

Auch Versuche mit Brauchwasser zum Einsatz auf landwirtschaftlichen Flächen finden sich inzwischen in Deutschland. Dabei sind Abwässer aus der Lebensmittelverarbeitung besonders geeignet, weil sie mit wenig Schadstoffen belastet sind. Aber auch diese Abwässer müssen im Hinblick auf Inhaltsstoffe und eventuelle Keime untersucht und aufbereitet werden.

Ein Beispiel für die Nutzung von Abwasser aus der Lebensmittelverarbeitung findet sich in Uelzen. Hier wird das Wasser, das bei der Verarbeitung der Zuckerrüben anfällt, aufgefangen, gespeichert und später zur Bewässerung der Felder genutzt. Weiterhin wird daran geforscht, aufbereitetes Wasser aus Kläranlagen für den hydroponischen Anbau von Gemüse zu nutzen.


Weitere Informationen

Praxis-agrar.de (BZL): Bewässerungssteuerung mit künstlicher Intelligenz im Freilandgemüsebau

BLE Broschüre: Effiziente Bewässerung im Gemüsebau

NDR: Uelzen mit Zuckerrübenwasser Wasser sparen
 


Stationäre Kreiselanlage bei der Bewässerung eines Feldes.

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