Warum importiert Deutschland so viel Schweinefleisch?
Letzte Aktualisierung: 5. Juni 2025
Obwohl in Deutschland mehr Schweinefleisch erzeugt wird als wir selbst essen, importieren wir jährlich rund 942.000 Tonnen. Warum ist das so?

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In Kürze
- Deutschland produziert mehr Schweinefleisch als es verbraucht und hat einen Selbstversorgungsgrad von ca. 135 Prozent.
- Trotzdem werden jährlich rund 942.000 Tonnen importiert, vor allem Edelteile wie Schnitzel, Filet und Schinken.
- Andere Teilstücke wie Innereien, Füße oder Schwänze werden hier kaum gegessen und stattdessen vor allem nach Asien exportiert.
- Aber auch ein Teil der Edelteile wird exportiert, obwohl sie auch im Inland gefragt sind.
- Seuchen wie die Afrikanische Schweinepest und Maul- und Klauenseuche erschweren Exporte in Drittländer.
Deutsche Schweinehalterinnen und -halter erzeugten im Jahr 2024 rund 4,3 Millionen Tonnen Schweinefleisch. Verbraucht haben wir in Deutschland dagegen nur rund drei Millionen Tonnen.
Es wird also deutlich mehr Schweinefleisch erzeugt als für den eigenen Bedarf benötigt wird.
Faktisch hat Deutschland damit einen Selbstversorgungsgrad von rund 135 Prozent. Trotzdem importieren wir jedes Jahr große Mengen an Schweinefleisch – 2024 waren es rund 942.000 Tonnen. Wie kommt es dazu?
Der Schweinemarkt ist ein Teilstückmarkt
Bei jeder Schlachtung eines Tiers fallen neben den verschiedenen essbaren Teilstücken auch tierische Nebenprodukte (wie Knochen, Hufe, Borsten) an. Nicht alle essbaren Teilstücke werden aber gleichermaßen gerne gegessen. Bei Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland sind vor allem die Schnitzel, Filets, Koteletts und Schinken sehr beliebt. Diese sogenannten wertvollen Teilstücke – auch Edelteile genannt – machen etwa 60 Prozent des Schlachtkörpers beim Schwein aus.
Hätten Sie’s gewusst?
Mit dem erstmaligen Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland 2020 verhängten viele außereuropäische Länder Importverbote für deutsches Schweinefleisch, um sich die Krankheit nicht ins Land zu holen. Weil Deutschland so große Mengen nach China exportierte, traf das chinesische Importverbot die deutschen Schweinefleischproduzenten besonders hart. Von jetzt auf gleich konnten sie große Mengen nicht mehr auf dem chinesischen Markt absetzen, was für Turbulenzen auf den Schweinemärkten sorgte. In vielen Drittländern, darunter auch China, bestehen nach wie vor ASP-bedingte Einfuhrsperren für deutsches Schweinefleisch.
Das Auftreten der Maul- und Klauenseuche in Deutschland im Januar 2025 führte zu weiteren Ausfuhreinschränkungen.
Bei jeder Schlachtung fallen aber auch Teilstücke an, die hierzulande weniger gerne gegessen werden. Dies sind zum Beispiel Kopf und Beinteile, Schweinefüße und -schwänze oder Innereien, die nicht komplett für Wurstwaren genutzt werden können.
Nachfrage nach Edelteilen größer als inländisches Angebot
Nun ist es so, dass die Menschen hierzulande weit mehr Edelteile essen wollen, als erzeugt werden. Deswegen wird die zusätzlich benötigte Menge an Edelteilen importiert. Knapp ein Drittel der in Deutschland nachgefragten Menge an Schweinefleisch wurde 2024 aus dem Ausland eingeführt – vor allem aus Belgien, Dänemark und den Niederlanden.
Schweinefleisch wird aber auch exportiert
Im Gegenzug exportiert Deutschland aber auch große Mengen Schweinefleisch. Mehr als die Hälfte geht ins Ausland. 2024 waren das rund 2,2 Millionen Tonnen.
Dabei handelt es sich zu einem Teil um solche Teilstücke des Schweins, die von deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern weniger gerne oder gar nicht gegessen werden. Dies sind vor allem die Schweinefüße, -schnauzen und -schwänze sowie die Innereien. Sie werden überwiegend in asiatische Länder exportiert, wo sie als Delikatesse gelten.

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Der größte Teil des exportierten Schweinefleischs geht aber an unsere europäischen Nachbarländer. Hier sind vor allem Italien, Polen und Niederlande als größte Abnehmer zu nennen. Bei diesen Exporten handelt es sich im weit überwiegenden Fall um die gleichen wertvollen Teilstücke, wie wir sie auch hierzulande gerne essen.
Das heißt also: Deutschland nutzt nicht alles an Edelteilen, was hierzulande erzeugt wird, für den eigenen Verbrauch. Ein Teil davon geht auch in den Export. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Teil der Edelteile, die wir exportieren, auch wieder woanders her importiert werden müssen.
Das wirft unweigerlich die Frage auf, ob es sinnvoll ist Erzeugnisse zu exportieren, mit denen man sich dann wieder aus dem Ausland eindecken muss. Auf einem freien Markt, wie wir ihn in Europa haben, ist ein solches Marktgeschehen jedoch üblich und wird von Preis und Nachfrage bestimmt.
Weitere Informationen
BZL-Datenzentrum: Produktion und Versorgung mit Fleisch
BZL-Datenzentrum: Agrarmarkt Fleisch und Geflügel
Thünen-Institut: Dossier – Nutztierhaltung und Fleischproduktion in Deutschland