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Neonicotinoide - ein Risiko für Bienen

Neonicotinoide sind hochwirksame, weit verbreitete Insektizide. Weil die meisten als bienengefährlich gelten, sind vier von fünf Substanzen in Deutschland verboten.

Biene im blühenden Raps
In Raps dürfen Neonicotinoide schon seit 2013 nicht mehr verwendet werden.
Quelle: andreaslehr - stock.adobe.com

Seit 2018 ist die Freilandanwendung der drei Neonicotinoide Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid in der Landwirtschaft EU-weit verboten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte zuvor die Schädlichkeit der Stoffe für Wild- und Honigbienen bestätigt.

Im Mai 2020 verlor mit Thiacloprid ein weiteres Neonicotinoid die Zulassung. Damit sind aktuell vier von fünf Wirkstoffen aus der Gruppe der Neonicotinoide vom Markt verschwunden.

Der einzige in Deutschland noch zugelassene neonicotinoide Wirkstoff ist Acetamiprid. Er hat zwar einen ähnlichen Wirkmechanismus wie die anderen Neonicotinoide, dafür aber eine andere chemische Struktur. In Laborversuchen wurde festgestellt, dass Acetamiprid daher mehr als 1000-fach weniger schädlich für Honigbienen ist als die neonicotinoiden Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin oder Thiamethoxam.

Wie wirken Neonicotinoide auf Schädlinge?

Neonicotinoide zählen zu den sogenannten systemischen Insektiziden. Das heißt, sie werden über die Pflanzenwurzeln oder die Blätter aufgenommen und verteilen sich dann über die ganze Pflanze. Wo auch immer saugende oder beißende Insekten die Pflanze schädigen, nehmen sie die giftigen Substanzen auf. Einmal aufgenommen, greift der Wirkstoff schnell in das Nervensystem der Tiere ein und verursacht dort einen Dauerreiz an den Nervenzellen, der zu Krämpfen und schließlich zum Tod der Insekten führt.

Wegen der systemischen Wirkung wurden Neonicotinoide häufig als Saatgutbehandlungsmittel verwendet. Das heißt, das Saatgut wurde mit dem Wirkstoff umhüllt. Das hatte zum Ziel, dass der Wirkstoff bereits von der jungen Pflanze aufgenommen werden konnte. Darüber hinaus wurden Neonicotinoide aber auch als Spray, Stick, Granulat oder Zusatz zum Gieß- oder Bewässerungswasser eingesetzt. Da Neonicotinoide in der Pflanze nur langsam abgebaut werden, hält ihre Wirkung länger an.

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Wie schädigen Neonicotinoide Bienen und andere Insekten?

Wie schon beschrieben, handelt es sich bei Neonicotinoiden um systemische Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe, die über die Wurzeln und Blätter aufgenommen und dann über die Pflanze verteilt werden. Wenn die Pflanzen blühen, finden die Wirkstoffe ihren Weg somit auch in den Pollen und Nektar. Dort werden sie dann von Bienen und anderen pollen- und nektarsammelnden Insekten, wie Hummeln, Schmetterlingen oder Schwebfliegen aufgenommen.

Auch über die Stäube, die bei der Aussaat von behandeltem Saatgut auftreten, können Nutzinsekten in Kontakt mit dem Wirkstoff kommen. Eine weitere Kontaktquelle ist das Wasser, das Bienen von den Pflanzen oder vom Boden aufnehmen: Denn der verabreichte Wirkstoff geht nicht komplett in die Pflanze über. Ein Teil davon kann sich im Niederschlagswasser lösen, geht in die Bodenlösung über und wird von dort wachsenden Pflanzen – auch Unkrautpflanzen – wieder aufgenommen.

Verschiedene Studien belegen, dass auch kleine Mengen, also solche, die die Tiere nicht direkt töten, den Bienen schaden: Ein Großteil der Neonicotinoide kann zu einer Beeinträchtigung der Gehirnprozesse der Bienen führen und damit ihre Kommunikation und Orientierungsfähigkeit einschränken. Mit dem Resultat, dass die Tiere weniger Pollen sammeln und länger für die Rückkehr zum Bienenstock benötigen.

Seit 2014 stehen einige Neonicotinoide außerdem im Verdacht, Vögel zu schädigen. Forscher in den Niederlanden stellten einen indirekten Effekt zwischen der Pflanzenschutzmittelkonzentration in der Umwelt und abnehmenden Vogelzahlen fest.

Letzte Aktualisierung: 18. April 2023


Weitere Informationen

EFSA: Neonicotinoide – Risiken für Bienen bestätigt

BVL: Antworten auf aktuelle Fragen zu Auswirkungen von Neonikotinoiden


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