Essbare Exoten für Garten und Balkon
Es gibt eine Reihe (sub)tropischer Pflanzen, die sich auch hierzulande kultivieren lassen. Welche sind das und was ist beim Anbau zu beachten?
Kiwi, Feige und Physalis sind Exoten, die sich auch in den Gärten Deutschlands bereits als beliebte Nutzpflanzen etablieren konnten. Eher unbekannt sind dagegen noch Kulturen wie zum Beispiel Kiwano, Pepino oder Tomatillo. Diese kennt man allenfalls aus gut sortierten Feinkostabteilungen, wo sie für teures Geld angeboten werden. Mit etwas Geschick und gutem Willen kann man diese Gewächse jedoch auch in unseren Breiten zum Fruchten bringen. Dies gelingt zum einen Dank der Züchtung geeigneter Sorten, zum anderen trägt aber auch die fortschreitende Klimaerwärmung dazu bei.
Um die hierzulande relativ kurze Vegetationszeit im Freiland voll ausnutzen zu können, sollten exotische Gewächse bereits auf der warmen und hellen Fensterbank aus Samen vorgezogen werden. Nach den Eisheiligen ab Mitte/Ende Mai, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind und es draußen wärmer wird, können sie dann nach draußen ins Beet oder in einen Pflanzkübel verpflanzt werden.
Alternativ können auch Jungpflanzen zugekauft werden. Allerdings führen nur wenige Gärtnereien solche Exoten als Standardware. Im Internet gibt es aber einige Online-Händler, die neben Saatgut auch Jungpflanzen anbieten. Es ist oft auch möglich, Saatgut aus gekauften reifen Früchten zu gewinnen. Die Samen einfach herausnehmen, trocknen und aussähen.
Ein sonniges, warmes Plätzchen
Oberste Regel für den Anbau tropischer und subtropischer Exoten ist: Warm und sonnig muss es sein! Ideal für wärmeliebende Pflanzen ist daher ein Gewächshaus. Doch auch unter freiem Himmel kann man im Garten ein sonniges und windgeschütztes Eckchen finden, wo diese Gewächse gedeihen. Viele tropisch-subtropische Pflanzen wachsen sehr gut vor einer sonnigen Wand, die die Wärme nach Sonnenuntergang noch an die Umgebung abstrahlt. Gut geeignet sind auch sonnige und windgeschützte Balkone und Terrassen.
Kletterhilfen
Bei vielen der unten beschriebenen Exoten handelt es sich um Kletterpflanzen, deren Wachstum Sie mit geeigneten Kletterhilfen unterstützen können. In den meisten Fällen reichen dafür ein paar gespannte Schnüre oder Drähte aus, an denen die Pflanzen aufgebunden werden. Stangen und Gerüste aus Holz, Bambus, oder Stahl bieten den Pflanzen etwas mehr Halt und eignen sich daher auch für Kulturen mit schwereren Früchten.
Sehr dekorativ und einfach zu bauen sind auch Kletterpyramiden aus Weiden- oder Haselruten. Baut man sie groß genug, bieten sie Kindern im Sommer ein grünes und blühendes Zelt, aus dem sie die Pflanzen und Früchte "live" beim Wachsen beobachten können.
Für die meisten Exoten gilt: Jedes Jahr aufs Neue
Obwohl einige der fremdländischen Gewächse in ihrer Heimat mehrjährig sind, können sie bei uns aufgrund des kalten Winters meist nur einjährig kultiviert werden. Die wenigen Ausnahmen, für die das nicht gilt, sind beispielsweise Kiwi und Feige, die durch züchterische Maßnahmen weitgehend an die hiesigen Bedingungen angepasst werden konnten. Allerdings bevorzugen selbst diese "winterharten" Sorten einen warmen Standort.
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige essbare Exoten vor, die sich hierzulande im Garten recht gut kultivieren und zum Fruchten bringen lassen. Ob das schließlich gelingt, hängt sehr von den jeweiligen Standortbedingungen ab und muss daher letzten Endes ausprobiert werden. Aber das genau macht ja auch den Reiz beim Anbau exotischer Arten aus.
Exoten, die bei uns einjährig kultiviert werden können
Erdnuss (Arachys hypogaea)
Der Name "Erdnuss" ist etwas irreführend: Denn die Früchte der Erdnuss sind gar keine Nüsse, sondern Hülsenfrüchte – wie Bohnen und Erbsen. Das Besondere an der Erdnuss ist, dass die Früchte unterirdisch wachsen. Doch nicht wie man vielleicht vermuten mag an den Wurzeln der Pflanze, sondern endständig an den oberirdischen Blütenstängeln. Diese krümmen sich nach der Bestäubung und wachsen etwa fünf bis sechs Zentimeter in das Erdreich hinein, um dort die Früchte auszubilden. Allein für dieses ungewöhnliche Naturschauspiel lohnt sich schon die Aufzucht einer Erdnusspflanze.
Voraussetzung für den Anbau der Erdnuss ist ein lockerer, sandiger Boden. Wer diesen nicht hat, kann etwas Sand unter seine Gartenerde mischen. Erdnüsse brauchen mindestens 180 Tage, um zu fruchten.
Kiwano (Cucumis metuliferus)
Die Kiwano ist vom Anbau her der Gurke sehr ähnlich und sollte nach Möglichkeit an einer Kletterhilfe aufgebunden werden. Geerntet werden die stacheligen Früchte, sobald sie sich von grün nach gelb verfärben. Vor dem Verzehr sollte man sie aber noch etwas nachreifen lassen.
Die Früchte enthalten grünliches Gelee, dass geschmacklich zwischen Gurke, Limone und Banane liegt. Gegessen werden Kiwanos meist roh. Dafür schneidet man die Früchte wie Kiwis in zwei Hälften und löffelt das Fruchtfleisch mitsamt der Kerne aus der Frucht.
Pepino (Solanum muricatum)
Pepinos – auch Birnenmelonen genannt – lassen sich gut im Topf anbauen und eignen sich als Ampelpflanze für Balkon oder Terrasse. Die kleinen melonenförmigen Früchte erinnern – wie der Name schon beschreibt – geschmacklich an eine Mischung aus Birne und Melone.
Die Früchte werden geerntet, wenn sich die Fruchtschale von grün nach gelb (mit violetten Streifen) verfärbt. Gegessen werden sie meist roh – mit oder ohne Schale.
Tomatillo (Physalis ixocarpa)
Die Tomatillo ist eng mit der Andenbeere (Physalis peruviana) verwandt. Die Pflanze wird zwischen 1,5 und zwei Meter hoch und sollte daher an einer Kletterhilfe aufgebunden werden.
Die Früchte sind reif, wenn sie die für Physalis-Arten typische Fruchthülle sprengen (siehe Foto). Je nach Sorte nehmen sie eine grüne, gelbe oder violette Farbe an. Die Früchte werden nicht alle gleichzeitig reif, sodass die Pflanze entsprechend durchgepflückt werden muss.
Die Früchte schmecken je nach Sorte würzig-süß oder würzig-säuerlich. Meist werden sie zu Dips oder Salsas verarbeitet, passen aber auch gut zu Mischgemüsegerichten.
Mexikanische Minigurke (Melothria scabra)
Dieses relativ anspruchslose Klettergewächs kann bis zu drei Meter hoch wachsen und sollte daher an einer Kletterhilfe aufgebunden werden. Die Früchte der Mexikanischen Minigurke erinnern äußerlich an eine Wassermelone. Allerdings im
Miniformat, denn die Früchte sind gerade mal so groß wie Weintrauben.
Man isst die gesamte Frucht samt Schale. Der frisch säuerliche Geschmack und die Konsistenz erinnern an Gurken, daher auch der Name Minigurke. Die Früchte sollten geerntet werden, wenn sie eine Größe von zwei bis vier Zentimetern haben, dann sind die Kerne in ihrem Innern noch klein und gut genießbar.
Hörnchenkürbis (Cyclanthera pedata)
Der Hörnchenkürbis – auch als Inkagurke bekannt – ist ein stark rankendes Gewächs, dass Höhen von bis zu fünf Metern erreichen kann. Deswegen sollte für eine entsprechende Kletterhilfe gesorgt werden. Die hörnchenförmigen Früchte können in Olivengröße zum roh essen geerntet werden. Geschmacklich gehen sie in Richtung Gurke oder Zucchini.
Lässt man die Früchte größer werden, bilden sich im Innern große feste Samen, die vor dem Verzehr entfernt werden müssen. Größere Früchte (bis zu zehn Zentimeter) eignen sich ideal, um sie mit Hackfleisch oder Gemüse zu befüllen und zu schmoren.
Exoten, die bei uns mehrjährig kultiviert werden können
Feigen (Ficus carica)
Wenngleich Feigen eigentlich zu den wärmeliebenden Pflanzen zählen, gibt es doch einige Sorten, die auch Minusgrade vertragen und somit hiesige Winter im Garten überstehen können. Dazu zählen unter anderem die Sorten "Violetta", "Dalmatie", "Brown Turkey" oder ꞌMadeleine des deux Saisonsꞌ. Sind die Bedingungen günstig, tragen die bis zu fünf Meter hohen wachsenden Feigenbäume im Sommer reichlich Früchte. Gepflanzt wird die Feige ab Mitte Mai, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind.
Reif sind die Früchte dann, wenn sie auf sanften Druck leicht nachgeben. Frisch kann man Feigen mitsamt der dünnen Schale essen. Nach der Ernte verderben die Früchte recht schnell und müssen daher schnell verzehrt werden. Getrocknet oder eingekocht, lässt sich das Obst auch haltbar machen.
Kiwi (Actinidia arguta)
Die Kiwi ist einer der wenigen Exoten, der sich hierzulande schon einen festen Platz im Garten erobert hat. Es handelt sich um eine Kletterpflanze, die an älteren Pflanzenteilen verholzt. Da die Pflanze sehr lange und schwere Ranken bildet ist ein stabiles Klettergerüst notwendig. Meist werden dafür Pergolen oder Spaliere aus stabilem Holz verwendet.
Diese werden von der Kiwi meist recht schnell flächendeckend überwachsen und bieten damit einen guten Sonnenschutz im Sommer. Die meisten Kiwisorten sind zweihäusig. Das heißt es gibt Pflanzen nur mit männlichen Blüten und solche, die nur weibliche Blüten haben. Damit sich an den weiblichen Pflanzen Früchte bilden, muss mindestens eine männliche Kiwi gepflanzt werden. Die Kiwi kann ab Mitte Mai gepflanzt werden, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind.
Mini-Kiwis sind weniger wärmebedürftig als großfrüchtige Sorten. Eine bekannte Mini-Kiwi-Sorte ist "Weiki" – in Anlehnung an den Ort ihrer Züchtung auch "Bayern-Kiwi" genannt. Für die Befruchtung der Weiki ist eine männliche Pflanze erforderlich. Eine selbstbefruchtende Mini-Kiwi ist "Issai".
Letzte Aktualisierung: 20. Juni 2023