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Wie Obstbaubetriebe ihre Bäume vor Hagel schützen

Ein Hagelschauer von nur wenigen Sekunden kann im Obstbau zu schweren Schäden führen. Daher schützen immer mehr Betriebe ihre Kulturen mit Netzen.

Anbau von Früchten mit Hagelschutznetz zum Schutz der Ernte
Hagelschutznetze sind zwar teuer, bei schweren Hagelschauern schützen sie den Bestand aber vor Schäden und den Obstbaubetrieb vor finanziellen Einbußen.
Quelle: Ralf Geithe via Getty Images

Wer in einer Obstbauregion wohnt oder dort schon einmal Urlaub gemacht hat, wird sich eventuell über die Netze gewundert haben, die oberhalb mancher Obstbaum-Plantage gespannt sind. Es handelt sich dabei um Hagelschutznetze.

Wie der Name schon verrät, schützen diese Netze die Obstkulturen vor schweren Hagelschäden. Hagelschutznetze werden im Obstbau verwendet, da diese Kulturen besonders empfindlich auf Hagelschäden reagieren. Geschützt werden damit Kulturen wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Beeren. Schon kleinste Beschädigungen an den Früchten führen dazu, dass diese nicht mehr als Frischobst, sondern nur noch für die Saftherstellung verwendet werden können, was für die Erzeugerinnen und Erzeuger deutliche finanzielle Einbußen bedeutet. Zusätzlich schützen die Netze die Früchte vor den Folgen von Starkregen und vor "Sonnenbrand". Denn auch zu starke Sonneneinstrahlung kann die Früchte schädigen.

Obst von Frühling bis Herbst "übernetzt"

Hagelschutznetze sind flexibel handhabbar: Je nach Bedarf können sie geschlossen und geöffnet werden. Dafür gibt es mechanische Vorrichtungen an den Netzanlagen. In der Regel werden die Netze nach der Obstblüte geschlossen. Das heißt, die Netze werden über den Bäumen aufgespannt, sodass Hagelkörner die Bäume nicht mehr schädigen können. Geöffnet werden sie erst wieder nach der Ernte der Früchte. Diese Zeitspanne kann je nach Witterungsverhältnissen und Region unterschiedlich lang sein.

Junger Kernobstbestand unter einer Hagelschutznetzanlage, deren Netze geradegeöffnet sind.
Nach der Ernte werden die Netze wieder geöffnet.
Quelle: izikMd via Getty Images

Einsatz von Hagelschutznetzen nimmt zu

Vor etwa 30 Jahren hat man hierzulande erstmals damit begonnen, solche Netzsysteme im größeren Stil zu installieren; vor allem dort, wo das Hagelrisiko am höchsten ist – zum Beispiel in der Bodensee-Region. Seitdem nimmt die Fläche stetig zu. Das liegt vor allem daran, dass die Häufigkeit der Hagelereignisse, insbesondere aber die Intensität der Hagelschäden in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Zahlreiche Expertinnen und Experten führen das auf den Klimawandel zurück. Mit Netzen geschützte Obstanlagen stellen aber bundesweit betrachtet immer noch die Ausnahme dar.

Reicht nicht auch eine Hagelschutzversicherung?

Die Installation und der Unterhalt einer Hagelschutzanlage kosten viel Geld. Ob sich eine derartige Investition lohnt, hängt vom Hagelrisiko in der entsprechenden Region und der Art der Vermarktung der Betriebe ab. Werden zum Beispiel Sorten angebaut, mit denen der Betrieb vergleichsweise viel verdient, oder muss eine Warenlieferung unbedingt gewährleistet sein, weil der Betrieb direkt vermarktet, rentiert sich eine Hagelschutzanlage in der Regel immer. Alternativ können Betriebe sich auch eine Hagelschutzversicherung zulegen. Deren Beiträge richten sich nach dem jeweiligen Hagelrisiko in der Region. Generell kann man sagen: Je häufiger und heftiger das Hagelereignis, desto höher die Beiträge.

Zu beachten ist jedoch, dass eine Hagelschutzversicherung nur für den Ernteausfall des Hageljahres aufkommt, nicht aber für die Schäden an den Bäumen, die zusätzlich eventuell zu einem Minderertrag im Folgejahr führen. Eine ausfallende Ernte hat zudem Auswirkungen auf die in den Obstbaubetrieben beschäftigten Personen, darunter Erntekräfte, Arbeitende an den Sortier- und Verpackungsmaschinen oder Verkaufspersonal.

Letzte Aktualisierung: 5. Dezember 2023


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