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Dem Imker über die Schulter geschaut

Bienen produzieren nicht nur Honig und Wachs, sie bestäuben auch Obstbäume und zahlreiche andere Pflanzen. Imkerinnen und Imker sorgen dafür, dass die fleißigen Insekten gesund durchs Jahr kommen. 

Imker zeigt eine Mittelwand eines Bienenstocks.
Imker zeigt eine Mittelwand eines Bienenstocks.
Quelle: Dominic Menzler - BLE

Die Biene gilt als das kleinste, aber wichtigste Nutztier. Sie ist sehr leistungsfähig und ein echter Teamplayer. In einem Bienenvolk arbeiten alle Bienen zusammen und jedes Tier übernimmt bestimmte Aufgaben.

Aus Nektar und Honigtau produzieren die Bienen Honig. Nektar ist der Pflanzensaft aus Blüten und Blättern, als Honigtau bezeichnet man die zuckerhaltigen Ausscheidungen von pflanzensaftsaugenden Insekten wie Rinden- oder Schildläuse. Beides saugen Bienen mit ihrem Rüssel auf und befördern es über die Speiseröhre in die Honigblase. Dabei entziehen sie Wasser und setzen bieneneigene Wirkstoffe (Enzyme) zu. Jedes Volk sammelt auf diese Weise etwa 15 bis 40 Kilogramm Honig im Jahr – Spitzenleistungen liegen bei fast 100 Kilogramm. Produziert wird immer ein Vielfaches davon, was die Bienen im Laufe des Jahres selbst verbrauchen.

Neben Honig sammeln die Bienen auch Pollen. Daraus bereiten sie Futtersaft für die Versorgung von Larven, Königinnen und Flugbienen.

In Deutschland gibt es knapp eine Million Bienenvölker, die von Imkerinnen und Imkern betreut werden. Das Interesse an der Bienenhaltung in Deutschland wächst. Inzwischen haben auch viele Stadtbewohner ihre Liebe zu den sanftmütigen Insekten entdeckt und halten Bienenvölker in den Städten. "Urban beekeeping" ist ein trendiges Hobby geworden, das auch junge Leute begeistert. Im Jahr 2021 gab es nach Angaben des Deutschen Imkerbundes in Deutschland etwa 149.000 Imkerinnen und Imker.

Bienen verlangen Zeit und Sachkenntnis

Die Arbeit von Imkerinnen und Imkern besteht nicht nur darin, den Honig, den die Bienen sammeln, zu ernten. Es verlangt sehr viel Zeit, die Honigbienen sachgerecht zu betreuen und zu führen, wie es in der Fachsprache heißt. Ein wichtiger Job, denn in Zeiten, da hohle Baumstämme immer seltener werden, der Befallsdruck durch die eingeschleppte Varroamilbe aber umso höher ist, würde ein Honigbienenvolk in der freien Natur nicht lange überleben.

Thomas Hans, Imker aus Herxheim in der Nähe von Landau in der Pfalz, bildet seit vielen Jahren Jungimkerinnen und -imker aus und freut sich, dass immer mehr Menschen Interesse an den Bienen haben. Der überwiegende Teil betreibt die Imkerei als Hobby, nur ein Prozent der Imker in Deutschland arbeiten im Haupterwerb. "Man braucht 150 bis 250 Völker, um davon leben zu können", sagt Hans.

Wenn im Frühjahr die ersten Obstbäume blühen, beginnt in der Regel auch der Flug der Bienen. "Ab Temperaturen von 12 Grad Celsius fliegen die ersten Bienen", so Imker Hans. Im April blühen die ersten Kirschbäume, und auch die Saalweide trägt Blüten, die die Bienen gerne anfliegen. Die anderen Obstbäume folgen, und auf den Äckern zeigt sich das erste Gelb mit der Rapsblüte.

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Dann beginnt auch für die Imkerinnen und Imker die arbeitsreiche Zeit. "Das Bienenvolk vermehrt sich, wenn ausreichend Futter da ist. Wichtig ist, dass der Imker beziehungsweise die Imkerin nachschaut, ob es der Königin nach dem Winter und dem Überwintern gut geht", erklärt Hans. Denn die Königin hat eine wichtige Aufgabe im Bienenstaat: sie legt bis zu 2.000 Eier am Tag und steuert mit ihren Duftstoffen viele Vorgänge der Gemeinschaft.

Auch wenn es für die Meisten so aussieht, als würde ein einziges Durcheinander herrschen, geht es im Bienenstock sehr geordnet zu. Jede Biene hat ihre Aufgabe, und sie arbeiten Hand in Hand. Die Arbeitsbienen kümmern sich um die Nahrungssuche, bauen Waben und pflegen die Brut. Die männlichen Bienen, die Drohnen, dienen einzig zur Fortpflanzung und sind auf das Futter der Arbeitsbienen angewiesen.

Variabler Wohnraum im Bienenstock

Bienen werden heute überwiegend in Kästen aus Holz oder Styropor gehalten. Ab Mai vermehren sich die Bienen sehr schnell, sodass der Imker immer wieder durch Einhängen neuer Mittelwände und Ausbau des Honigraumes Platz schaffen muss. "Mindestens einmal in der Woche sollten Imkerinnen und Imker jetzt nach ihren Bienen schauen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist", erklärt Thomas Hans. Da die Bienen zu Schwarmbildung neigen, kann es auch einmal passieren, dass ein Schwarm abgeht.

Auch Krankheiten können vorkommen, beispielsweise die anzeigepflichtige Amerikanische Faulbrut. Eine besonders ernste Bedrohung für die heimischen Bienen ist die Varroamilbe, die nach Europa eingeschleppt wurde. Gegen die Varroamilbe setzen viele Imkerinnen und Imker mindestens zweimal im Jahr nach der Honigernte organische Säuren wie Ameisen- oder Milchsäure ein, einmal im August und dann noch einmal im Winter.

Bienen leisten wertvolle Bestäubungsarbeit

Eine Honigbiene beim Anflug auf eine Rapsblüte.
Quelle: Heinz Waldukat - stock.adobe.com

Nahrung finden Honigbienen prinzipiell überall dort, wo Pflanzen blühen: Obstbäume, Laubbäume wie Linden und Akazien, Rapsfelder, Heideflächen und auch ungefüllt blühende Blumen in den Gärten bieten einen reich gedeckten Tisch. Leider sind solche Nahrungsquellen aber immer seltener geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig: So hat die Vielfalt an Kulturpflanzen auf den Äckern in den letzten Jahrzehnten sukzessive abgenommen, die Erntetechnik und Saatgutreinigung wurde dagegen immer effektiver. Brachflächen, Dauergrünland und extensiv bewirtschaftete Lebensräume sind über die Jahrzehnte immer seltener geworden und auch Landschaftselemente wie Feldhecken und Raine wurden zunehmend beseitigt. Hinzu kommt der intensive Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln.

"Die Landwirtschaft ist Gefahr und Lösung zugleich", sagt Imker Thomas Hans. Durch persönliche Absprachen zwischen Landwirtinnen und Landwirten sowie Imkerinnen und Imkern sei es sehr wohl möglich, die Bienen auch in intensiv geführten Obst- und Rapsbeständen fliegen zu lassen. "Wichtig ist, sie vor dem Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen aus dem Bestand zu nehmen." Bleiben die Bienen in der Nähe des Bestandes, ist es wichtig, dass die Pflanzenschutzmaßnahmen erst bei Dunkelheit durchgeführt werden, wenn der Bienenflug beendet ist.

Außerdem können Wasserangebote in der Nähe der Bienenstände verhindern, dass Bienen bei heißen Temperaturen die mit Pflanzenschutzmitteln versetzten Wassertropfen auf den Kulturpflanzen aufnehmen. Die Anstrengungen lohnen sich, denn letztendlich profitieren beide Seiten vom Einsatz der Biene: Der Imker bekommt Honig, und die Biene bestäubt die Pflanzen und sorgt so für einen höheren Fruchtansatz.

Eine Honigbiene fliegt ungefähr drei Kilometer weit, um Tracht zu sammeln. Viele Wildbienen hingegen haben nur einen Flugradius von etwa 150 Metern. Durch gezielt angelegte Blühstreifen oder mit entsprechenden Blühmischungen angelegte Brachflächen sowie durch bienenfreundliche Zwischenfrüchte wie Phacelia lässt sich das Nahrungsangebot für die Bienen deutlich erweitern und verlängern.

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Sortenreine Honige sind gefragt

"Wir setzen die Bienen mindestens viermal um, einerseits, um den Bienen immer ausreichend Futter zu geben, aber auch, um sortenreine Honige zu gewinnen", berichtet Thomas Hans. Der Honigverkauf macht etwa 80 Prozent der Einnahmen aus, die anderen 20 Prozent erwirtschaftet er aus dem Verkauf von Nebenprodukten der Honiggewinnung, wie Blütenpollen, Bienenbrot, Propolis, Gelée royale oder Bienenwachs. 

In Deutschland müssen bei der Verarbeitung und Vermarktung viele Vorschriften und Qualitätsrichtlinien eingehalten werden. Aber nur rund 20 Prozent der in Deutschland verbrauchten Honigmenge werden direkt in Deutschland erzeugt. Der überwiegende Teil des Honigs wird also importiert. "Es ist zu beobachten, dass immer mehr Verbraucher Honig direkt beim Imker kaufen. Die Käufer können sicher sein, ein hochwertiges, reines und gesundes Produkt zu kaufen", so Hans.

Die Honigernte

Der Honig wird etwa von Mai bis August geerntet. Nach dem letzten Schleudern im Jahr wird zudem aufgefüttert, beispielsweise mit Zuckerteig oder Stärkesirup. Es werden nur die Honigwaben entnommen, die die Bienen nicht für die eigene Ernährung benötigen. Der richtige Zeitpunkt für die Honigernte ist etwa drei bis sieben Tage nach Ende einer Tracht gekommen, also dann, wenn die Blühzeit am Standort der Bienen beendet ist. Dann ist der Honig "reif", der Gehalt an Wasser im Honig liegt in der Regel zwischen 18 und 20 Prozent. Zu erkennen ist dieser Zustand daran, dass die Bienen mindestens zwei Drittel der Zellen auf einer Honigwabe mit Wachs verdeckelt haben. Dann ist der Honig aus Sicht der Bienen lagerfähig. 

Imkerinnen und Imker entnehmen die Honigwaben früh morgens, bevor die Bienen ausfliegen und frischen Nektar einlagern, der die Honigqualität beeinträchtigen kann. Damit die Bienen sie nicht stechen, tragen sie dabei einen Schutzanzug.

Die hiesigen Honigbienen sind in der Regel sehr friedfertig, da darauf bei der Königinnenzucht großer Wert gelegt wird. Um sie zusätzlich zu beruhigen, kann mithilfe einer Pfeife oder eines Rauchgeräts ein Waldbrand simuliert werden. Die Bienen füllen in der Folge ihre Honigblase – der Vorrat für eine möglicherweise notwendige Flucht – und ein voller Magen beruhigt bekanntlich.

Die Honigwaben werden dem Honigraum entnommen. Sitzen Bienen darauf, werden sie mit einer Art Handfeger abgefegt. Oder die Imkerin beziehungsweise der Imker hat am Tag zuvor eine Bienenflucht in den Kasten eingesetzt, die verhindert, dass die Bienen in den Honigraum gelangen. Die Honigwaben werden in ein bienendichtes Transportbehältnis gehängt und zur weiteren Verarbeitung mit nach Hause genommen.

Rahmen mit Honigwaben in der Schleuder
Zur Honiggewinnung werden die Waben geschleudert.
Quelle: Dominic Menzler - BLE

Imkerei und Honig unterliegen bei der Ernte der Lebensmittelhygiene-Verordnung. Deshalb achten Imkerinnen und Imker bei der Verarbeitung streng auf Sauberkeit. Die Wabendeckel aus Wachs müssen entfernt werden, bevor der Honig in einer Schleuder aus den Waben mittels Zentrifugalkraft gelöst wird.

Nach dem Schleudern wird der flüssige Honig von Verunreinigungen getrennt, die sich oben absetzen. Der Honig fängt nach dem Ausschleudern an auszukristallisieren – manche Sortenhonige sehr schnell, andere erst nach vielen Monaten. Damit die sich dabei bildenden Zuckerkristalle möglichst klein sind und der Honig cremig wird und später streichfähig bleibt, muss der Honig gerührt werden. Dann ist der cremige Honig fertig und wird abgefüllt.

Winterruhe im Bienenstock

Auch nach dem letzten Schleudern, fällt noch einmal Honig an. "Die Bienen brauchen für den Winter Honig für die Brut und für sich selbst", erklärt Imker Hans. Deshalb lässt er ihnen einen Teil der Waben im Stock. Wenn das Futterangebot im Herbst nicht ausreicht, gibt er ihnen eine Zuckerlösung, damit sie ihre Wintervorräte anlegen können. "Denn im Winter nehmen sie kein anders Futter auf", weiß er. Für den Notfall hält er immer mindestens zwei Honigwaben pro Bienenvolk vor, um sie in den Bienenstock zu hängen. 

Die Winterbienen leben fünf bis sechs Monate lang und haben die Aufgabe, die Königin in den Wintermonaten warm zu halten. Sie bilden eine dichte Traube um die Königin herum. "Die Bienen bleiben mindestens vier Monate im Stock, bevor sie im Frühjahr wieder fliegen." Während die Bienen im Bienenstand Winterruhe halten, macht der Imker die Arbeitsgeräte für das neue Bienenjahr einsatzbereit, streicht und repariert die Bienenkästen, drahtet Rähmchen und zieht Mittelwände ein. Damit ist er bestens auf das neue Bienenjahr vorbereitet.

Letzte Aktualisierung: 18. April 2023


Weitere Informationen

Oekolandbau.de: Ökologische Honigbienenhaltung

BMEL: Biologische Vielfalt: Bienen und Insekten schützen


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