Was verdienen Landwirtinnen und Landwirte?
Letzte Aktualisierung: 19. September 2025
Landwirtinnen und Landwirte arbeiten im Durchschnitt mehr als andere Berufsgruppen, verdienen aber meist weniger.
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In Kürze
- Landwirte und Landwirtinnen arbeiten deutlich mehr als der Durchschnitt, verdienen aber meist weniger.
- Angestellte verdienen in der Landwirtschaft im Schnitt nur circa 24.000 Euro jährlich, während Selbstständige rund 45.111 Euro erreichen.
- Die Gewinne variieren stark je nach Marktpreisen und Produktionszweig (Milch, Ackerbau, Tiermast).
- 2023/2024 machten staatliche Unterstützungen rund 36 Prozent des Einkommens aus.
- Selbstständige in der Landwirtschaft müssen eigenverantwortlich Rücklagen bilden oder Versicherungen gegen Risiken wie Dürre, Hagel oder Tierseuchen abschließen.
Beschäftigte in der Landwirtschaft arbeiten viel. Im Schnitt kommen landwirtschaftliche Vollzeitarbeitskräfte auf 46,8 Wochenstunden und haben damit mit Abstand die längsten Arbeitszeiten unter allen deutschen Berufsgruppen. Der Durchschnitt liegt bei 40,2 Wochenstunden.
Aber verdienen Landwirtinnen und Landwirte auch mehr als andere Berufsgruppen, oder zumindest genauso viel?
Um diese Frage beantworten zu können, muss man zunächst einmal unterscheiden zwischen selbstständig tätigen Landwirtinnen und Landwirten und solchen, die angestellt sind. Aktuelle Zahlen dazu gibt es vom Statistischen Bundesamt: 2024 waren von insgesamt 567.000 Erwerbstätigen in der Landwirtschaft rund 62 Prozent angestellt tätig. Die übrigen 38 Prozent arbeiteten selbstständig.
Wie wird der Vergleichslohn errechnet?
Für die Berechnung des Vergleichslohns werden alle landwirtschaftlichen Einzelunternehmen – das sind 87 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe – herangezogen, die den Betrieb im Haupterwerb führen. Betriebswirtschaftlich gesehen bedeutet Haupterwerb: Es arbeitet mindestens eine Vollarbeitskraft auf dem Betrieb und der Erlös aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen liegt bei über 50.000 Euro pro Jahr.
Von dem durchschnittlichen Gewinn der Einzelunternehmen werden der Zinssatz für das Eigenkapital und ein angemessener Betriebsleiterzuschlag abgezogen. Der Saldo ergibt den Vergleichslohn.
Einkommen von Angestellten weit unter dem Durchschnitt
Angestellte in der Landwirtschaft verdienen in Deutschland etwa die Hälfte von dem, was Durchschnittsangestellte verdienen. Der durchschnittliche Bruttolohn über alle Berufs- und Tarifgruppen in Deutschland betrug 2024 laut Statistischem Bundesamt 46.055 Euro. Angestellte in der Landwirtschaft erhielten im gleichen Jahr dagegen nur einen durchschnittlichen jährlichen Bruttolohn von 24.000 Euro. In den Vorjahren war der Unterschied vergleichbar.
Einkommen von Selbstständigen höher, dafür aber stark schwankend
Wie sieht es bei den selbstständigen Landwirtinnen und Landwirten aus? Ein direkter Vergleich mit den Angestellten ist schwierig, da man den Gewinn landwirtschaftlicher Unternehmerinnen und Unternehmer nicht eins zu eins mit dem Bruttolohn von Angestellten vergleichen kann. Um einen vergleichbaren Einkommenswert zu erhalten, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLEH) daher einen Vergleichslohn entwickelt. Dieser wird im Agrarpolitischem Bericht der Bundesregierung veröffentlicht, der alle vier Jahre erscheint.
Laut BMLEH erhielten selbstständige Landwirtinnen und Landwirte im Wirtschaftsjahr 2023/2024 einen Vergleichslohn von 45.111 Euro im Jahr. Damit liegt ihr Einkommen zwar weit über dem der landwirtschaftlich Angestellten, aber noch unter dem durchschnittlichen deutschen Bruttolohn.
| Bruttolohn und Arbeitszeit in und außerhalb der Landwirtschaft im Vergleich | |||
|---|---|---|---|
| Angestellte in der Landwirtschaft | Selbständige in der Landwirtschaft | Durchschnitt aller Angestellten | |
| Durchschnittliches Einkommen pro Jahr | 24.000 Euro* | 45.111 Euro** | 46.044 Euro* |
| Durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche | 46,8 Stunden*** | 40,2 Stunden*** | |
| * VGR des Bundes - Bruttolöhne und -gehälter, Statistischen Bundesamtes, Genesis Tabelle 81000-0111, Bezugsjahr 2024 ** Vergleichslohn, erhoben durch das Bundeslandwirtschaftsministerium im Rahmen der Vergleichsrechnung für Haupterwerbsbetriebe (Einzelunternehmen) nach § 4 LwG, Wirtschaftsjahr 2023/2024 *** Ergebnis einer Erhebung von EUROSTAT, 2024 |
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Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Aussagewert des Vergleichslohns heute kritisch gesehen wird. Ein Hauptkritikpunkt ist, dass in diesem Wert nur das Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit gewertet wird. Immer mehr Betriebe erzielen heute jedoch zusätzlich Einkommen außerhalb der Landwirtschaft – zum Beispiel aus Vermietung von Ferienwohnungen, der Energieerzeugung (Photovoltaik oder Biogas) oder anderem. Diese zusätzlichen Einkommen werden im Vergleichswert nicht berücksichtigt. Insofern ist der Vergleichslohn wohl eher als grober Anhaltspunkt zu werten und dient weniger dem differenzierten Einkommensvergleich mit anderen Berufsgruppen.
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Gewinne landwirtschaftlicher Unternehmen schwanken stark
Die Einkommen selbstständiger Landwirtinnen und Landwirte unterliegen starken jährlichen Schwankungen (siehe Grafik). Das hat folgenden Grund: Die Preise, die ein landwirtschaftlicher Betrieb für einen Liter Milch oder ein Kilo Fleisch erzielen kann, verändern sich ebenso von Jahr zu Jahr wie die Preise für Saatgut, Dünger, Futtermittel und Energie.
Dadurch kommt es auch zwischen den verschiedenen Betriebsformen, das heißt Ackerbau, Milchvieh oder Tiermast, immer wieder zu unterschiedlichen Betriebsgewinnen. So erzielten beispielsweise die Milchviehbetriebe im Wirtschaftsjahr 2022/2023 zusammen mit den Veredlungsbetrieben (Schweine und Geflügel) die höchsten Einkommen. Ein Jahr später (2023/2024) zählt die Milcherzeugung dagegen zu den Betriebsformen mit dem geringsten Einkommen.
Auch die Frage, ob auf einem Betrieb ökologisch oder konventionell gewirtschaftet wird, kann einkommensentscheidend sein: Im Wirtschaftsjahr 2023/2024 erzielten Öko-Betriebe mit 42.246 Euro ein deutlich niedrigeres Einkommen als konventionelle (54.963 Euro). Einige Jahre zuvor war dies noch andersherum. Im Wirtschaftsjahr 2016/2017 zum Beispiel erzielten Öko-Betriebe im Vergleich zu konventionellen ein um 5.000 Euro höheres Einkommen.
Von Bundesland zu Bundesland können die Einkommen ebenfalls sehr unterschiedlich ausfallen (siehe Grafik). Das liegt zum einen daran, dass die regionale Verteilung der Betriebe nach Betriebsformen und Größenklassen in Deutschland nicht einheitlich ist. Hinzu kommen die unterschiedlichen natürlichen Ertragsbedingungen (wie Bodengüte oder Wetter).
Unabhängig von den genannten Faktoren entscheidet letzten Endes aber vor allem die unternehmerische Fähigkeit des Betriebsleiters oder der Betriebsleiterin darüber, wie gut oder schlecht ein Betrieb wirtschaftet.
Staatliche Zuschüsse: Wie hoch ist der Anteil am landwirtschaftlichen Einkommen?
Staatliche Zuschüsse machen heute einen bedeutenden Anteil der betrieblichen Erträge landwirtschaftlicher Unternehmen aus. Im Wirtschaftsjahr 2023/2024 lag der Anteil bei rund 36 Prozent. 2021/2022 waren es sogar 49 Prozent. Ohne staatliche Zuschüsse würden viele landwirtschaftliche Betrieb demnach nicht existieren können.
Bei den Klein- und Nebenerwerbsbetrieben überstieg die Summe aus Direktzahlungen und Zuschüssen mit 103,6 Prozent das erzielte Einkommen. Im Durchschnitt erwirtschaften diese Betriebe ein negatives landwirtschaftliches Einkommen. Das liegt vor allem darin begründet, dass bei der Landwirtschaft im Nebenerwerb nur der kleinere Teil des Einkommens aus der Landwirtschaft stammt. Die Haupteinkommensquelle ist die außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit. Zudem betreiben rund 40 Prozent dieser Betriebe Ackerbau, ein Bereich, in dem die wirtschaftlichen Ergebnisse insgesamt rückläufig sind.
Unklar ist allerdings, welcher Anteil der Zuschüsse bei den Landwirtinnen und Landwirten verbleibt. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass ein Großteil der staatlichen Zahlungen vor allem über die Flächenpacht an die Bodenbesitzerinnen und Bodenbesitzer durchgereicht wird.
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Können sich Landwirtinnen und Landwirte gegen plötzliche Verdienstausfälle absichern?
Angestellte Landwirtinnen und Landwirte sind wie alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland über die Arbeitslosenversicherung vor Verdienstausfällen geschützt. Bei selbstständigen Landwirtinnen und Landwirten ist das anders. Als Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sie eigenständig für ihre Existenzsicherung sorgen.
Gegen manche Risiken können sich landwirtschaftliche Betriebe jedoch versichern: So zum Beispiel gegen Schäden durch Tierseuchen, Hagel, Starkregen oder neuerdings auch gegen Dürreschäden. Und auch im Krankheitsfall können sich selbstständige Landwirtinnen und Landwirte übergangsweise durch Betriebshelferinnen und Betriebshelfer ersetzen lassen. Gegen alles andere helfen dagegen meist nur finanzielle Rücklagen.
Weitere Informationen
Praxis-agrar.de: Was hoch ist das Einkommen von Landwirtinnen und Landwirten?
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2023
Thünen-Institut: Einkommen in der Landwirtschaft
BMEL-Statistik: Die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Betriebe 2022/23
