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Was verdienen Landwirtinnen und Landwirte?

Landwirtinnen und Landwirte arbeiten im Durchschnitt mehr als andere Berufsgruppen, verdienen aber meist weniger.

Trotz überdurchschnittlicher Arbeitszeit kommen die viele Landwirtinnen und Landwirte nur auf ein unterdurchschnittliches Einkommen.
Quelle: Wicki58 via Getty Images

Beschäftigte in der Landwirtschaft arbeiten viel. Im Schnitt kommen landwirtschaftliche Vollzeitarbeitskräfte auf 46,7 Wochenstunden und haben damit mit Abstand die längsten Arbeitszeiten unter allen deutschen Berufsgruppen. Der Durchschnitt liegt bei 40,4 Wochenstunden.

Aber verdienen Landwirtinnen und Landwirte auch mehr als andere Berufsgruppen, oder zumindest genauso viel?

Um diese Frage beantworten zu können, muss man erst einmal unterscheiden zwischen selbstständig tätigen Landwirtinnen und Landwirten und solchen, die angestellt sind. Die aktuellsten Zahlen dazu gibt es vom Statistischen Bundesamt: 2021 waren von insgesamt 517.000 Erwerbstätigen in der Landwirtschaft rund 62 Prozent angestellt tätig. Die übrigen 38 Prozent arbeiteten selbstständig.

Wie wird der Vergleichslohn errechnet?

Für die Berechnung des Vergleichslohns werden alle landwirtschaftlichen Einzelunternehmen – das sind 87 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe – herangezogen, die den Betrieb im Haupterwerb führen. Betriebswirtschaftlich gesehen bedeutet Haupterwerb: Es arbeitet mindestens eine Vollarbeitskraft auf dem Betrieb und der Erlös aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen liegt bei über 50.000 Euro pro Jahr.

Von dem durchschnittlichen Gewinn der Einzelunternehmen werden der Zinssatz für das Eigenkapitel und ein angemessener Betriebsleiterzuschlag abgezogen. Das Saldo ergibt den Vergleichslohn.

Einkommen von Angestellten weit unter dem Durchschnitt

Angestellte in der Landwirtschaft verdienen in Deutschland etwa die Hälfte von dem, was der Durchschnittsangestellte verdient. Der durchschnittliche Bruttolohn über alle Berufs- und Tarifgruppen in Deutschland betrug 2021 laut Statistischem Bundesamt 38.198 Euro. Angestellte in der Landwirtschaft erhielten im gleichen Jahr dagegen nur einen durchschnittlichen jährlichen Bruttolohn von 18.509 Euro. In den Vorjahren war der Unterschied vergleichbar.

Einkommen von Selbstständigen höher, dafür aber stark schwankend

Wie sieht es bei den selbstständigen Landwirtinnen und Landwirten aus? Ein direkter Vergleich mit den Angestellten ist schwierig, da man den Gewinn landwirtschaftlicher Unternehmerinnen und Unternehmer nicht eins zu eins mit dem Bruttolohn von Angestellten vergleichen kann. Um einen vergleichbaren Einkommenswert zu erhalten, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium daher einen Vergleichslohn entwickelt. Dieser wird im Agrarpolitischem Bericht der Bundesregierung veröffentlicht, der alle vier Jahre erscheint.

Laut dem letzten Agrarpolitischen Bericht von 2023 erhielten selbstständige Landwirtinnen und Landwirte im Wirtschaftsjahr 2020/2021 einen Vergleichslohn von 37.702 Euro im Jahr. Damit liegt ihr Einkommen zwar weit über dem der landwirtschaftlich Angestellten, aber noch unter dem durchschnittlichen deutschen Bruttolohn.

Vergleicht man die Durchschnittslöhne der Angestellten für das Jahr 2021, erhalten die in der Landwirtschaft tätigen Angestellten weniger als die Hälfte des Durchschnittslohns aller Angestellten.

 

Bruttolohn und Arbeitszeit in und außerhalb der Landwirtschaft im Vergleich

  Angestellte in der Landwirtschaft Selbständige in der Landwirtschaft Durchschnitt aller Angestellten
Durchschnittliches Einkommen pro Jahr 18.509 Euro* 37.702 Euro** 38.198 Euro*
Durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche 46,7 Stunden*** 40,4 Stunden***
* VGR des Bundes - Bruttolöhne und -gehälter, Statistischen Bundesamtes, Genesis Tabelle 81000-0111, Bezugsjahr 2021
** Vergleichslohn, erhoben durch das Bundeslandwirtschaftsministerium im Rahmen der Vergleichsrechnung für Haupterwerbsbetriebe (Einzelunternehmen) nach § 4 LwG, Wirtschaftsjahr 2020/2021
*** Ergebnis einer Erhebung von EUROSTAT, 2022

Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Aussagewert des Vergleichslohns heute kritisch gesehen wird. Ein Hauptkritikpunkt ist, dass in diesem Wert nur das Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit gewertet wird. Immer mehr Betriebe erzielen heute jedoch zusätzlich Einkommen außerhalb der Landwirtschaft, zum Beispiel aus Vermietung von Ferienwohnungen, der Energieerzeugung (Photovoltaik oder Biogas) oder anderem. Diese zusätzlichen Einkommen werden im Vergleichswert nicht berücksichtigt. Insofern ist der Vergleichslohn wohl eher als grober Anhaltspunkt zu werten und dient weniger dem differenzierten Einkommensvergleich mit anderen Berufsgruppen.

Gewinne, die z.B. aus der Biogaserzeugung stammen, fließen nicht in den Vergleichslohn ein.
Quelle: Jan-Otto via Getty Images

Gewinne landwirtschaftlicher Unternehmen schwanken stark

Die Einkommen selbstständiger Landwirtinnen und Landwirte unterliegen starken jährlichen Schwankungen (siehe Grafik). Das hat folgenden Grund: Die Preise, die ein landwirtschaftlicher Betrieb für einen Liter Milch oder ein Kilo Fleisch erzielen kann, verändern sich ebenso von Jahr zu Jahr wie die Preise für Saatgut, Dünger, Futtermittel und Energie.

Dadurch kommt es auch zwischen den verschiedenen Betriebsformen, das heißt Ackerbau, Milchvieh oder Tiermast, immer wieder zu unterschiedlichen Betriebsgewinnen. So erzielten beispielsweise die Milchviehbetriebe im Wirtschaftsjahr 2021/2022 zusammen mit dem Ackerbau die höchsten Einkommen. Zwei Jahre zuvor (2019/2020) zählte die Milcherzeugung dagegen zu den Betriebsformen mit dem geringsten Einkommen.

Auch die Frage, ob auf einem Betrieb ökologisch oder konventionell gewirtschaftet wird, kann einkommensentscheidend sein: Im Wirtschaftsjahr 2021/2022 erzielten Öko-Betriebe mit 40.392 Euro ein niedrigeres Einkommen als konventionelle (49.059 Euro). Einige Jahre zuvor war dies noch andersherum. Im Wirtschaftsjahr 2016/2017 zum Beispiel erzielten Öko-Betriebe im Vergleich zu konventionellen ein um 5.000 Euro höheres Einkommen.

Von Bundesland zu Bundesland können die Einkommen ebenfalls sehr unterschiedlich ausfallen (siehe Grafik). Das liegt zum einen daran, dass die regionale Verteilung der Betriebe nach Betriebsformen und Größenklassen in Deutschland nicht einheitlich ist. Hinzu kommen die unterschiedlichen natürlichen Ertragsbedingungen (wie Bodengüte oder Wetter).

Unabhängig von den genannten Faktoren entscheidet letzten Endes aber vor allem die unternehmerische Fähigkeit des Betriebsleiters oder der Betriebsleiterin darüber, wie gut oder schlecht ein Betrieb wirtschaftet.

Staatliche Zuschüsse: Wie hoch ist der Anteil am landwirtschaftlichen Einkommen?

Staatliche Zuschüsse machen heute einen bedeutenden Anteil der betrieblichen Erträge landwirtschaftlicher Unternehmen aus. Im Wirtschaftsjahr 2021/2022 lag der Anteil bei rund 49 Prozent. Ohne staatliche Zuschüsse würden viele landwirtschaftliche Betrieb demnach nicht existieren können.

Sogenannte Klein- und Nebenerwerbsbetriebe bestreiten mit rund 97 Prozent sogar den größten Teil ihres landwirtschaftlichen Einkommens über die Beihilfen. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass bei der Landwirtschaft im Nebenerwerb nur der kleinere Teil des Einkommens aus der Landwirtschaft stammt. Die Haupteinkommensquelle ist die außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit.

Unklar ist allerdings, welcher Anteil der Zuschüsse bei den Landwirtinnen und Landwirten verbleibt. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass ein Großteil der staatlichen Zahlungen vor allem über die Flächenpacht an die Bodenbesitzerinnen und -besitzer durchgereicht wird.

Gegen Dürreschäden können sich Landwirtinnen und Landwirte versichern.
Quelle: kerrick - via Getty Images

Können sich Landwirtinnen und Landwirte gegen plötzliche Verdienstausfälle absichern?

Angestellte Landwirtinnen und Landwirte sind wie alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland über die Arbeitslosenversicherung vor Verdienstausfällen geschützt. Bei selbstständigen Landwirtinnen und Landwirten ist das anders. Als Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sie eigenständig für ihre Existenzsicherung sorgen.

Gegen manche Risiken können sich landwirtschaftliche Betriebe jedoch versichern: So zum Beispiel gegen Schäden durch Tierseuchen, Hagel, Starkregen oder neuerdings auch gegen Dürreschäden. Und auch im Krankheitsfall können sich selbstständige Landwirtinnen und Landwirte übergangsweise durch Betriebshelferinnen und Betriebshelfer ersetzen lassen. Gegen alles andere helfen dagegen meist nur finanzielle Rücklagen.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2023


Weitere Informationen

Praxis-agrar.de: Was hoch ist das Einkommen von Landwirtinnen und Landwirten?

Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2023

Thünen-Institut: Einkommen in der Landwirtschaft


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