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Kirschen

Kirschen sind köstlich, aber im Anbau eine große Herausforderung. Dafür sorgen vor allem Schädlinge, Krankheiten und die Witterung.

Rote Kirschen an einem Kirschbaum
In Deutschland werden überwiegend Süßkirschen angebaut.
Quelle: deraugenzeuge via Getty Images

In Deutschland wurden 2022 auf einer Fläche von rund 7.300 Hektar Kirschen angebaut. Das entspricht etwa einem Zehntel der gesamten Obstanbaufläche. Die mit Abstand größten Anbaugebiete liegen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, gefolgt von Thüringen, Niedersachsen und Sachsen. Insgesamt lag die Erntemenge für Süß- und Sauerkirschen im Jahr 2022 bei knapp 48.700 Tonnen.

Angebaut werden überwiegend Süßkirschen (2022: 5736 Hektar), die sich in weichfleischige "Herzkirschen" und knackig, festfleischige "Knorpelkirschen" aufteilen. Sauerkirschen haben mit etwa 1.570 Hektar Anbaufläche eine geringere Bedeutung. Der überwiegende Teil der Ernte wird als Frischware verkauft, während ein kleinerer Anteil zu Konserven, Konfitüre, Säften oder Likören verarbeitet wird.

Kirschen aus ökologischer Erzeugung gab es 2022 auf einer Fläche von 476 Hektar.

Wie wachsen Kirschen?

Während Sauerkirschen geringe Ansprüche an den Standort stellen, werden für den Anbau von Süßkirschen gute, tiefgründige Böden mit hoher Wasserdurchlässigkeit benötigt. Günstig für den Anbau sind zudem sommertrockene Regionen mit milden Wintern.

Kirschbäume werden in Plantagen in Reihen angepflanzt und haben eine relativ geringe Wuchshöhe von drei bis vier Metern. Der niedrige Wuchs erleichtert die Pflegeschnitte, die Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln und vor allem die Ernte der Früchte.

Kleine Bäume durch schwachwüchsige Unterlagen

Um diesen niedrigen Wuchs zu erreichen, verwendet man im Intensivanbau Veredelungsunterlagen, die den Baum nur schwach wachsen lassen. Beim Veredeln wird ein Reiser oder auch die Knospe der gewünschten Kirschsorte mit einer Unterlage verbunden. Nach und nach verwachsen die beiden Partner miteinander und ihre Eigenschaften werden in einem Baum zusammengeführt.  

Zusätzlich zur wuchsmindernden Unterlage werden Kirschbäume im professionellen Anbau durch Ausschneiden und Beschweren von Ästen erzogen, das heißt, die Form der Krone wird gezielt beeinflusst. Ziel ist eine Spindelform mit einer Mittelachse und deutlich schwächeren Seitenästen. Die geringe Wuchshöhe und die schmale Kronenform ermöglichen neben den erwähnten arbeitswirtschaftlichen Vorteilen geringe Pflanzabstände und damit höhere Flächenerträge.

Kirschen brauchen Befruchtersorten

Viele Sorten im professionellen Anbau sind selbstunfruchtbar, das heißt, sie können sich nicht selbst bestäuben. Deshalb müssen in Plantagen zusätzlich sogenannte Befruchtersorten angepflanzt werden. Da nicht jede Befruchtersorte automatisch zu jeder Anbausorte passt und beispielsweise beide zur gleichen Zeit blühen müssen, gibt es Befruchtertabellen, in denen die kombinierbaren Sorten aufgeführt sind.

Wie groß die Erträge ausfallen, hängt im Kirschenanbau besonders stark von der Witterung ab. Von Jahr zu Jahr kann es deshalb sehr große Unterschiede geben. So wurden im Jahr 2022 etwa 241 Prozent mehr Süßkirschen geerntet als im Jahr davor. In extrem feuchten und kalten Jahren kann sich die Gesamterntemenge auch halbieren, auf einzelnen Betrieben sind sogar Totalausfälle möglich.

Weiße Kirschblüten am Zweig eines Kirschbaumes
Kirschen blühen früh im Jahr. Deshalb kann es häufiger zu Ertragseinbußen durch Spätfröste kommen.
Quelle: Jramosmi via Getty Images

Gefahr durch Frost

Großen Einfluss auf den Ertrag haben vor allem Fröste zur Blütezeit. Süßkirschen blühen relativ früh im Jahr und sind deshalb besonders anfällig für Spätfröste. Bei Sauerkirschen ist das Risiko geringer, da die Bäume später blühen. Die Betriebe können Frostschäden nur durch eine aufwändige Frostschutzberegnung oder eine Abdeckung der Plantagen mit transparenten Folien abmildern.

Eine feuchte Witterung bereitet vor allem in Bezug auf den Pflanzenschutz große Probleme. Denn neben den zahlreichen Kirschschädlingen wie der Kirschenblattlaus und dem Frostspanner gibt es auch sehr viele Pilzerkrankungen wie die Schrotschusskrankheit oder die Monilia-Fruchtfäule. Feuchte Bedingungen führen zu einer besonders starken Ausbreitung dieser Krankheiten.

Halbe Kirsche mit Kern und einer Made. Daneben die Abbildung einer Fliege.
Der Befall durch Fruchtfliegen und deren Maden ist im Kirschanbau ein großes Problem.
Quelle: Tomasz Klejdysz via Getty Images

Problemschädlinge Kirschessigfliege und Kirschfruchtfliege

Sehr große Probleme bereiten Kirschessigfliegen und Kirschfruchtfliegen im Süßkirschenanbau. Starker Befall kann zu erheblichen Qualitätsmängeln und Totalausfällen führen. Da viele wirksame Pflanzenschutzmittel ihre Zulassung verloren haben, ist die Bekämpfung schwierig.

Um den Schädling bei günstigen Bedingungen in Schach zu halten, gibt es zum Teil zeitlich befristete Notzulassungen in einigen Regionen und Bundesländern. Als nicht-chemische Bekämpfungsmaßnahme sind feinmaschige Netze gut geeignet, um vor Befall zu schützen.

Bei reifen Früchten kann auch Vogelfraß zu Qualitätsmängeln führen und den Ertrag mindern. Ein weiteres Problem ist länger andauernder Regen, weil die reifen Kirschen dadurch aufplatzen können und unverkäuflich werden. Auch hier nutzen die Betriebe zum Teil Folienabdeckungen oder Überdachungen als Schutz.

Ökologischer Kirschenanbau ist schwierig

Gegen die zahlreichen Schaderreger und Krankheiten setzen konventionelle Betriebe unterschiedliche Pflanzenschutzmittel ein, insbesondere bei ungünstigen Witterungsbedingungen. Der Anbau ohne Pflanzenschutzmittel ist dagegen sehr anspruchsvoll und mit einem hohen Verlustrisiko behaftet. Deshalb sind die Flächenanteile des ökologischen Süßkirschenanbaus relativ gering im Vergleich zu anderen Bio-Erzeugnissen.  

Kirschernte ist Handarbeit

Die Reifezeit der verschiedenen Kirschsorten wird in Kirschwochen (KW) eingeteilt. Die frühesten Sorten sind bereits Ende Mai/Anfang Juni reif (KW 1), während die späteren Sorten erst im August (KW 9 und 10) geerntet werden.   Kirschen können nur per Hand geerntet werden, um Schäden an den Früchten zu vermeiden. Das macht die Ernte aufwändig und teuer.  Gepflückt wird in der Regel nur bei Trockenheit, da die ohnehin sehr empfindlichen Früchte bei Feuchtigkeit noch schneller verderben.

Angestrebt werden möglichst große Früchte, weil sie am Markt die besten Preise erzielen. Kleinere Früchte gehen oft in die Verarbeitung. Deshalb gibt es in der Regel während oder nach der Ernte eine Größensortierung. Aufgrund der geringen Haltbarkeit von Kirschen, werden sie meist nur kurz gelagert und direkt als Frischware verkauft. 

Infografik "Obstanbau in Deutschland 2022"

Letzte Aktualisierung: 20. November 2023


Weitere Informationen

Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft: Süßkirschen im Obstbau

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Süßkirschen

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Einnetzen von Obstkulturen zum Schutz gegen die Kirschessigfliege

Oekolandbau.de: Ökologischer Anbau von Süßkirschen


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