Was ist ein Zweinutzungshuhn?
Letzte Aktualisierung: 22. August 2025
Zweinutzungshühner werden sowohl für die Ei- als auch für die Fleischgewinnung eingesetzt.

Quelle: Tierärztliche Hochschule Hannover
In Kürze
- Zweinutzungsrassen werden für Eierproduktion und Fleischgewinnung gehalten.
- In der Geflügelwirtschaft werden überwiegend Rassen verwendet, die entweder viele Eier legen oder gut gemästet werden können.
- Männliche Küken von Legerassen wurden bis zu einem deutschlandweiten Verbot 2022 am ersten Tag nach dem Schlupf getötet.
- Zweinutzungsrassen sind eine Alternative für Betriebe, da sowohl männliche als auch weibliche Tiere genutzt werden.
Bei den Zweinutzungshühnern werden beide Geschlechter aufgezogen: Weibliche Küken wachsen zu Legehennen heran, männliche Küken werden zur Mast aufgezogen. Wie der Name "Zweinutzungshuhn" sagt, werden sie zweifach genutzt.
Früher war genau das selbstverständlich: Auf den Höfen wurden Hühner der gleichen Rasse für Eierproduktion und Fleischgewinnung gehalten. Die Hennen waren fürs Eierlegen zuständig und die Hähne wurden fürs Fleisch gemästet. Heute werden Hühner seltener in landwirtschaftlichen Betrieben gezüchtet, dies haben Zuchtunternehmen übernommen, die immer mehr auf Leistung gezüchtet haben. So wurden einerseits die Hochleistungs-Legehennen gezüchtet, die viele Eier im Jahr legen, und andererseits die Masthühnchen, die schnell und viel Fleisch ansetzen.
Die männlichen Geschwister der Hochleistungs-Legehennen können keine Eier legen und setzen nur sehr langsam und sehr wenig Fleisch an. Daher sind sie für die Geflügelwirtschaft nutzlos. Sie wurden direkt nach dem Schlüpfen getötet und zu Tierfutter verarbeitet. Dies ist seit dem 1. Januar 2022 verboten. Alternativ bleiben den Betrieben verschiedene Möglichkeiten: das Aufziehen dieser männlichen Geschwister, sie werden Bruderhähne genannt, das Zweinutzungshuhn, oder das Töten der männlichen Embryos im Ei.
Mehr Tierwohl und Tiergesundheit
Landwirtinnen und Landwirte, die sich für die besondere Nutzungsrichtung des Zweinutzungshuhns entscheiden, verzichten auf Maximalerträge. Denn sie gehen zum Wohl der Tiere einen doppelten Kompromiss ein. Die weiblichen Tiere legen weniger Eier als herkömmliche Legehennen, die männlichen Tiere nehmen im Vergleich zu Hähnen üblicher Mastlinien langsamer zu und haben eine geringere Fleischausbeute. Ein langsameres Wachstum und weniger Eier bedeutet, dass die Leistung entschleunigt wird und für die Hühner folglich weniger Stress. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dazu geforscht und eine Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit bei Zweinutzungshühnern festgestellt.
Das Zweinutzungshuhn ist dann eine Alternative, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher bereit sind, die höheren Preise für Fleisch und Eier zu zahlen. Doch das ist bisher eher selten der Fall, auch wenn in Umfragen die Mehrheit der Befragten ihre Bereitschaft bekundet, einen solchen Aufpreis zu zahlen. Im Bio-Bereich geht diese Rechnung zum Teil auf, weil hier viele Kundinnen und Kunden aus idealistischen Motiven dazu bereit sind.
Wie geht es mit dem Zweinutzungshuhn weiter?
Aus Sicht von Expertinnen und Experten ist absehbar: Zweinutzungshühner werden für landwirtschaftliche Betriebe nur dann eine echte Alternative, wenn es gelingt, Tiere zu züchten, die mehr Eier legen und sich besser mästen lassen. Im Projekt "RegioHuhn" werden regional bekannte und gefährdete Hühnerrassen mit leistungsstarken Tieren der Wirtschaftsgeflügelzucht gekreuzt. Ziel ist es, die Lege- beziehungsweise Mastleistung der Kreuzungszuchten so weit zu optimieren, dass sie für Geflügelbetriebe wirtschaftlich attraktiv werden. Dabei lautet die Prämisse: "Erhalten durch nutzen"; man will die Vielfalt lokaler Hühnerrassen – und damit die genetische Vielfalt beim Haushuhn – durch deren wirtschaftliche Nutzung erhalten.
Weitere Informationen
Ökolandbau.de: Bruderhahn oder Zweinutzungshuhn – was ist der Unterschied?