Wie entwickelt sich der Pflanzenschutzmitteleinsatz in Deutschland?
Letzte Aktualisierung: 3. September 2025
Die Bundesregierung will den Pflanzenschutzmitteleinsatz bis 2030 halbieren. Trotzdem bleiben Menge und Risiken chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel hoch – ein Überblick.

In Kürze
- Die Bundesregierung will den Einsatz und das Risiko chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 50 Prozent reduzieren.
- Der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland blieb in den letzten 20 Jahren weitgehend konstant.
- Pro Hektar werden tendenziell mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt, da die Fläche, auf der Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden können, abgenommen hat.
- In der EU ist der Absatz seit 2021 rückläufig, allerdings mit deutlichen nationalen Unterschieden.
Das Maß, in dem wir in Landwirtschaft und Gartenbau chemisch-synthetische Pestizide einsetzen, hat Risiken für Umwelt, Biodiversität und Gesundheit. Daher hat die Bundesregierung im Zukunftsprogramm Pflanzenschutz das Ziel formuliert, “die Verwendung und das Risiko von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren”.
Doch wie viel Pflanzenschutzmittel werden in Deutschland eigentlich eingesetzt und ist eine Reduzierung in Sicht?
Jährlich veröffentlicht das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den "Bericht zum Inlandsabsatz von Pflanzenschutzmitteln". Die Zahlen, die darin veröffentlicht werden, dienen als Orientierung für die Menge an Pflanzenschutzmitteln, die im jeweiligen Berichtsjahr im Inland eingesetzt wurden.
Schaut man sich die Mengen an Pflanzenschutzmitteln an, die in Deutschland über die letzten 25 Jahre an Landwirtschaft und Gartenbau verkauft wurden, stellt man fest, dass diese sich – mit Schwankungen – auf einem relativ konstanten Niveau befinden (siehe Grafik unten).
Pflanzenschutzmittel pro Hektar vermutlich eher gestiegen
Prinzipiell ist laut UBA davon auszugehen, dass pro Hektar eher mehr Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden als noch vor zehn oder 20 Jahren. Denn die landwirtschaftlich genutzte Flächen in Deutschland, auf denen Pflanzenschutzmittel vor allem ausgebraucht werden, Acker- und Dauerkulturland, hat insgesamt abgenommen – seit 2010 um rund 191.000 Hektar.
Zusätzlich hat die landwirtschaftlich genutzte Fläche, auf der Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, in den vergangenen 20 Jahren stark abgenommen. Grund dafür ist laut dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) vor allem der Ökolandbau, der heute mit gut 1,9 Millionen Hektar rund 11,4 Prozent der deutschen Landwirtschaftsfläche ausmacht. Aber auch im konventionellen Anbau habe laut BÖLW die Fläche, auf der Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, durch eine Zunahme an biodiversitätsfördernden Maßnahmen wie Blühstreifen oder Ähnlichem abgenommen.
Pflanzenschutzmittel pro Hektar: Wirkungsintensität ist entscheidend
Entscheidend für eine Bewertung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes aus ökologischer Sicht sind laut UBA aber weniger die ausgebrachte Menge, als vielmehr die Wirkungsintensität oder die Wirkungsäquivalente. Die alleinige Festsetzung von mengenbezogenen Minderungszielen für alle Pflanzenschutzmittel sei nicht ausreichend, denn moderne hochwirksame Pflanzenschutzmittel könnten "aus ökotoxikologischer Sicht trotz geringerer Dosierung das gleiche Gefährdungspotenzial wie ältere Mittel in hoher Dosierung aufweisen".

Quelle: cinoby via Getty Images
Pflanzenschutzmittel-Einsatz in der EU
Blickt man auf den Pflanzenschutzmittel-Absatz der EU im Zeitraum 2011 bis 2023, fällt auf dass dieser bis 2021 relativ konstant war, dann aber bis 2023 recht deutlich abgenommen hat. Gleichzeitig gab es auf nationaler Ebene aber enorme Ausschläge in beide Richtungen. Laut der Europäischen Statistikbehörde Eurostat hat der Pflanzenschutzmittel-Absatz 2011 bis 2023 in Lettland und Österreich besonders stark zugenommen. Die Mehrheit der Länder konnte ihren Verbrauch dagegen im gleichen Zeitraum senken.
Der größte Teil der Verkaufsmenge entfällt auf die vier bedeutendsten Agrarerzeugerländer Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien, die laut Eurostat über 52 Prozent der EU-weit landwirtschaftlich genutzten Fläche verfügen.

Weitere Informationen
Umweltbundesamt (UBA): Pflanzenschutzmittelverwendung in der Landwirtschaft