Klimawandel: Wie passe ich meinen Garten an?
Mit ein paar einfachen Maßnahmen lassen sich die negativen Auswirkungen des Klimawandels im Garten mildern.
Die Folgen des Klimawandels machen sich auch im Garten bemerkbar: Ausgeprägte Hitze und Sommertrockenheit führen immer häufiger dazu, dass Gartenböden bis in große Tiefe austrocknen und Pflanzen absterben. Darüber hinaus sorgen lokal auftretende Starkregenfälle für Schäden, indem sie wertvollen Boden abtragen oder verschlämmen.
Der Klimawandel macht sich aber nicht nur durch solche Wetterextreme bemerkbar. Generell ist der natürliche Rhythmus der Gartenvegetation durch die Erderwärmung durcheinandergeraten: Pflanzen blühen laut Deutschem Wetterdienst heute um bis zu drei Wochen früher als noch 1960. Und Gemüse, das man damals spätestens Ende Oktober geerntet haben musste, weil es zu kalt wurde, schafft es heute aufgrund der eher milden Herbsttemperaturen bis in den Dezember.
Alles das macht ein Umdenken im Garten nötig. Wir geben Tipps, wie Sie Ihren Garten an die Klimafolgen anpassen.
Wie kann man Dürre und Hitze trotzen?
Effizient wässern
Viele Gärtnerinnen und Gärtner versuchen, der zunehmenden Trockenheit dadurch beizukommen, dass sie mehr wässern. Die Verwendung von Leitungswasser kann auf Dauer jedoch sehr kostspielig werden. Wer die Möglichkeit hat, sollte daher an Haus- und Schuppendächern Regentonnen aufstellen, um Niederschlagswasser zu sammeln. Noch besser als Regentonnen sind großvolumige Zisternen, die man in den Boden einlassen kann.
Gegossen werden sollte nach Möglichkeit am frühen Morgen oder am späten Abend. Dann sind die Temperaturen am niedrigsten und es verdunstet weniger Wasser.
Besonders wassersparend ist eine Tröpfchenbewässerung. Kombiniert man diese mit einem Bewässerungscomputer, arbeitet das System sogar vollautomatisch und man spart zusätzlich noch Zeit.
Für Bäume, die ebenfalls zunehmend unter der Trockenheit leiden, haben sich Bewässerungsbeutel bewährt. Diese legt man um die Stammbasis und befüllt sie mit Wasser. Das Wasser daraus wird dann über viele Stunden konstant an die Wurzeln des Baums abgegeben. Auf diese Weise gelangt das Wasser auch in tiefere Bodenschichten und hält den Boden länger feucht.
Weitere Tipps zur Bewässerung finden Sie bei landwirtschaft.de unter:
Humus speichert große Mengen an Wasser im Boden
Bewässerung ist das eine. Noch besser ist es, dafür zu sorgen, dass möglichst wenig Wasser aus dem Boden verloren geht.
Gärtnerinnen und Gärtner können die Wasserspeicherfähigkeit ihrer Böden deutlich steigern, indem sie für mehr Humus sorgen.
Humus ist tote organische Substanz, die in Verbindung mit mineralischen Bodenpartikeln stabile Bodenkrümel bildet, in deren Poren viel Wasser gespeichert werden kann. Bis zum Fünffachen seines eigenen Gewichts kann Humus auf diese Weise an Wasser speichern. Bei einem Humusgehalt von drei Prozent sind das rund 75 Liter Wasser auf einem Stück Gartenboden von einem Quadratmeter Fläche und 30 Zentimeter Tiefe.
Am einfachsten erhöht man den Humusgehalt, indem man den Boden regelmäßig mit Kompost versorgt. Aber auch Gründüngung bringt organische Substanz in den Boden, die von den Bodenorganismen zu Humusumgewandelt wird.
Mulchen hält den Boden feucht
Auch Mulchen – zum Beispiel mit Rasenschnitt, Stroh oder Rindenmulch – sorgt dafür, dass der Boden feucht bleibt. Die Mulchdecke bewirkt überdies, dass kein wertvoller Boden durch Wind oder Wasser abgetragen wird. Sie unterdrückt außerdem das Wachstum von Unkräutern und sorgt für ein ausgeglichenes Bodenklima.
So wenig wie möglich verdunsten lassen
Ein alter Gärtnerspruch sagt "Einmal hacken ist besser als zweimal gießen". Soll heißen: Wer den Boden nach einem Regen flach mit einer Hacke bearbeitet, unterbricht die wasserführenden Poren und verhindert damit den kapillaren Aufstieg des Wassers an die Oberfläche, wo es sonst verdunsten würde.
Ein permanenter und flächiger Pflanzenbewuchs mindert ebenfalls die Verdunstung, weil er den Boden beschattet und damit feucht und krümelig hält. Eine geschlossene Pflanzendecke erreicht man im Nutzgarten besonders gut durch Mischkultur. Aber auch jede höhere Staude, jeder Strauch und jeder Baum, den man in und um die Beete pflanzt, sorgt – wenn auch nur zeitweise – für Schatten und bewirkt darüber, dass der Boden weniger stark austrocknet.
Beete nicht bei Nässe betreten
Eine einfache Regel im Garten lautet: Das Beet sollte so wenig wie möglich betreten werden. Und wenn, dann nur wenn der Boden trocken ist. Das Laufen auf nassem Boden führt zu Verdichtungen und verdichteter Boden speichert weniger Wasser. Das gilt ganz besonders für schwere tonige Böden.
Trockenverträglichere Arten und Sorten wählen
Viele Pflanzenarten haben sich in unseren Gärten einen festen Platz erobert. Einige von ihnen, zum Beispiel Rhododendron, Hortensie oder Thuja sind aber sehr empfindlich gegenüber Hitze und Trockenheit.
Es lohnt sich daher, den Pflanzenbestand einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Besonders anfällige Exemplare sollten gegen solche Arten oder Sorten ausgetauscht werden, die mit Trockenheit und Hitze besser umgehen. Bei Rhododendren und Hortensien gibt es zum Beispiel besonders trockenverträgliche Sorten. Die Thuja kann man durch andere trockenresistentere Arten wie Liguster oder Eibe ersetzen. Diese lassen sich ebenfalls zu dichten Hecken formieren und sind noch dazu heimisch.
Den Rasen ruhig mal wachsen lassen
Sehr häufig und kurz geschnittener Rasen benötigt sehr viel Wasser. Deutlich wassersparender ist es, wenn man den Rasen im Sommer mal etwas höher wachsen lässt. Auf diese Weise etablieren sich nach und nach auch strapazierfähige Blütenpflanzen wie Gänseblümchen, Wegerich oder kleinblättriger Löwenzahn.
An Stellen im Garten, wo nicht (viel) gelaufen, gelegen oder gespielt wird, können auch richtige Wildblumenwiesen eine lohnenswerte Alternative sein. Solche Wiesen werden nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht und sind dadurch wesentlich weniger anfällig gegenüber Trockenheit.
Wie kann man die Folgen von Starkregen mildern?
Neben Dürre und Hitze machen dem Garten immer häufiger Starkregenereignisse zu schaffen. Trifft Starkregen im Frühjahr auf Böden mit gering entwickelten Pflanzen, kann dies besonders bei lehmigen und tonigen Böden die Bodenstruktur schädigen: Aufprallende Regentropfen zerschlagen die an der Oberfläche liegenden größeren Bodenpartikel, sodass die feinen Bodenkörnchen nach und nach alle Poren der oberen Schicht verschließen.
Der Boden verschlämmt und kann nur noch wenig Wasser aufnehmen. Regnet es dann noch weiter, staut sich die Nässe sogar an der Oberfläche. Pflanzenwurzeln erhalten nicht mehr genügend Luft und sterben im schlimmsten Fall ab. In Hanglage kann ein langanhaltender Starkregen außerdem dazu führen, dass große Mengen an fruchtbarem Oberboden mit dem Wasser weggespült werden.
Prinzipiell helfen alle oben genannten Maßnahmen wie Humusanreicherung sowie eine dauerhafte Bodenbedeckung durch Pflanzenbewuchs oder Mulchdecke auch gegen die Gefahren des Starkregens. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass der Boden strukturstabil bleibt und auftreffende Regentropfen die Bodenoberfläche nicht verschlämmen.
Verlängerte Vegetationszeit: Was ist zu bedenken?
Böden müssen im Herbst länger bewirtschaftet werden
Früher hat man seinen Gemüsegarten zu Erntedank (Anfang Oktober) bereits umgegraben, weil die Anbausaison zu Ende war. Der Boden wurde dann über Winter "liegen gelassen", damit er durchfriert. Diese Maßnahme diente dazu, die Bodenstruktur – insbesondere von schweren tonigen Böden – zu verbessern. Denn das in den Bodenporen und -rissen befindliche Wasser dehnt sich aus, wenn es gefriert, und "sprengt" den Boden damit quasi in kleinere Partikel. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Frostgare.
Heutzutage friert es – wenn überhaupt – jedoch meist erst sehr spät ab Jahresende. Ein Umgraben für die Frostgare macht daher also erst zu Jahresende Sinn. Wer den Boden im Gemüsegarten wie früher schon zu Erntedank umgräbt, läuft sogar Gefahr, dass ein großer Teil des für die Pflanzen so wichtigen Nährstoffs Stickstoff ausgewaschen wird. Denn wegen der vergleichsweise hohen (Boden-)Temperaturen im Oktober und November sind auch noch sehr viele Bodenorganismen aktiv. Sie zersetzen die eingearbeiteten Pflanzenreste, wobei pflanzenverfügbarer Stickstoff frei wird. Werden bis ins Frühjahr keine Pflanzen auf dem Boden angebaut, kann dieser freigewordene Stickstoff allerdings nicht mehr verwertet werden. Er geht dann meist mit dem Regen in tiefere Bodenschichten verloren.
Die verlängerte Vegetationsperiode, die der Klimawandel mit sich bringt, nimmt Gärtnerinnen und Gärtner daher also in die Pflicht, den Boden länger im Jahr zu bebauen – sei es über einen verlängerten Anbau von Gemüse oder den Anbau von Gründüngungspflanzen wie Senf oder Phacelia.
Gründüngungspflanzen nehmen den Stickstoff aus dem Boden auf und binden ihn in der Pflanzenbiomasse, so lange bis sie von selbst absterben (beispielsweise infolge von Frost) oder in den Boden eingearbeitet werden. Im Frühling, wenn der Boden dann wärmer wird, werden die Bodenorganismen wieder aktiv und zersetzen die im Boden befindliche organische Substanz, sodass der in ihr gebundene Stickstoff für die folgende Gemüsekultur verfügbar wird.
Spätblühende Sorten und Hochstämme beugen Schäden durch Spätfrost vor
Für Obst kann der immer frühere Vegetationsbeginn wegen der möglichen Spätfröste zur Gefahr werden. Statt Anfang/Mitte Mai blühen beispielsweise Apfelbäume heute bereits Mitte/Ende April. Spätfröste treten jedoch nach wie vor bis in den Mai auf.
Gärtnerinnen und Gärtner können das Risiko von Totalausfällen infolge von Spätfrost minimieren, indem sie bei der Sortenwahl auf spätblühende und frostharte Sorten achten. Dank der Arbeit von Erhaltungsinitiativen gibt es solche vor allem unter den alten Sorten noch. Bei Äpfeln sind dies zum Beispiel der Spätblühende Taffetapfel, Roter Sternrenette oder Rheinischer Winterrabur. Wer solche Bäume im Garten stehen hat, kann in Blütenfrostjahren zumindest noch von diesen Bäumen Früchte ernten.
In immer mehr Hobbygärten wachsen inzwischen sogenannte Spindelbüsche, wie man sie aus dem Erwerbsobstanbau kennt. Im Gegensatz zu Hochstammbäumen blühen sie aber meist auch einige Tage früher. Wer das Spätfrostrisiko mindern möchte, sollte daher lieber auf Halb- oder Hochstammbäume setzen, wenn es der Platz im Garten hergibt.
Letzte Aktualisierung: 26. September 2023
Weitere Informationen
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG): Der Klimawandel-Garten
Hochschule Weihenstephan Triesdorf (HWT): Projekt GartenKlimA
oekolandbau.de: Klimaangepasst Gärtnern – Tipps von Gartenbau-Profis