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Alte Apfel- und Kartoffelsorten für den Garten

Alte "Liebhabersorten" bestechen häufig durch Aroma, Farbe oder Form, sind aber kaum noch erhältlich. Da hilft nur der Anbau im eigenen Garten.

Ein älterer Mann auf einer Leiter pflückt Äpfel von einem Baum
Bei Äpfeln wie auch bei anderen Gartenkulturen gibt es zahlreiche alte Sorten, die durch besondere Aromen, Farben oder Formen gekennzeichnet sind.
Quelle: Zbynek Pospisil via Getty Images

Auf dem Obst- und Gemüsemarkt behaupten sich heute nur noch besonders ertragreiche Sorten mit guten Anbau-, Transport- und Lagereigenschaften. Leider sind dies längst nicht immer auch diejenigen Sorten mit den besten Geschmackseigenschaften. Von der immensen Vielfalt, die früher einmal auf unseren Beeten und Äckern wuchs, ist nur noch ein kleiner Rest übriggeblieben.

Heute beherrschen wenige moderne Sorten das Angebot im Lebensmittelhandel, die besonders einheitlich und ertragreich sind. Alte Land- und Regionalsorten sind dort kaum noch zu finden. Dadurch ist nicht nur die geschmackliche Vielfalt von unseren Tellern verschwunden, sondern auch unendlich viele Formen und Farben.

Wer Vielfalt will, muss selbst anbauen

Wer Vielfalt und besondere Geschmackserlebnisse sucht, kommt meist nicht umhin, diese Sorten und Arten im eigenen Garten anzubauen.

Bei Interesse kann man sich an die im Infokasten genannten Erhaltungsinitiativen wenden. Sie haben sich dem Erhalt alter Sorten und Arten verschrieben. Nach dem Motto "Erhalt durch Nutzung" geben sie Saat- und Pflanzgut selten gewordener Kulturpflanzen an Interessierte weiter, die es dann in ihren Gärten anbauen und vermehren können. Bei ihnen erhält man in der Regel auch Informationen darüber, was beim Anbau dieser Sorten zu beachten ist.

Neben diesen meist ehrenamtlich arbeitenden Erhaltungsinitiativen gibt es inzwischen auch einige kommerzielle Saatgutbetriebe und Baumschulen, die sich auf den Verkauf alter und seltener Gemüse- und Obstarten spezialisiert haben.

Alte Apfelsorten

"Roter Eiserapfel", "Goldparmäne" oder "Herrgottsapfel", die Namen dieser Apfelsorten kennt heute fast niemand mehr. Vor über 400 Jahren waren dies aber beliebte Sorten, die hierzulande den Obstbau prägten. Nicht bloß ihr Alter, sondern auch die Tatsache, dass sie bis heute erhalten werden konnten, macht diese Apfelsorten zu etwas ganz Besonderem – denn dieses Glück war nicht jeder Sorte beschert.

Das Besondere an vielen alten Sorten ist ihr Geschmack und ihr Aroma. Wer einen solchen Baum in seinen Garten pflanzt, trägt also nicht nur zum Erhalt dieser Sorten bei, sondern kann auch ganz besondere, oft sehr wohlschmeckende Früchte ernten.

Zwei ganze und ein aufgeschnittener Apfel der alten Sorte Berlepsch auf einer Holzunterlage
Der Berlepsch kann seine geschmacklichen Qualitäten lange halten und ist gut lagerbar. Er wurde 1880 gezüchtet und nach Hans Hermann Freiherr von Berlepsch benannt.
Quelle: BLE / Levin

Dabei eignet sich natürlich nicht jede Sorte für jeden Garten – sei es aufgrund der Bodenbeschaffenheit, der Klimaverhältnisse oder schlicht der Größe. Allgemeingültige Empfehlungen zur Sortenauswahl lassen sich daher nicht aussprechen. Kommt der "Rote Bellefleur" auch in rauen Lagen problemlos klar, benötigt der "Freiherr von Berlepsch" einen sonnigen, warmen und windgeschützten Standort und gedeiht nur in milden Lagen gut.

Während der "Rheinische Krummstiel" im Westen und Süden Deutschlands verbreitet ist, wächst im Osten eher der "Gubener Warraschke" und im Norden der "Martini". Ein weiterer Tipp ist der "Geflammte Kardinal", eine stark wachsende Sorte, die sehr groß wird und daher nur für größere Gärten in Frage kommt.

All diesen Sorten ist gemein, dass sie relativ widerstandsfähig gegen die gängigsten Krankheiten und Schädlinge und auch sonst recht pflegeleicht und damit für Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner gut geeignet sind. Nicht zuletzt wissen sie auch geschmacklich zu überzeugen, auch wenn das natürlich subjektiv ganz unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

Wer sich detaillierter mit der Sortenauswahl für den eigenen Garten befassen will, findet unter anderem beim Pomologen Verein, Arche Noah Österreich oder der Schweizer Stiftung pro species rara ein breites Informationsangebot (siehe Infokasten).

Wo kann man Bäume alter Sorten für den eigenen Garten kaufen?

Ist die Entscheidung für eine Sorte und eine Wuchsform (Spindelbusch, Halb- oder Hochstamm) gefallen, braucht es noch den entsprechenden Baum. Jungbäume alter Apfelsorten sind in der Regel nicht so leicht zu beschaffen. Der BUND Lemgo bietet auf seiner Internetseite ein entsprechendes Verzeichnis mit Obstbaumschulen, die alte Sorten führen. Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat ein Verzeichnis von Baumschulen zusammengestellt, die Hochstamm-Obstbäume – darunter auch viele alte Sorten – anbieten.

Kartoffeln verschiedener Farben lieben neben und übereinander auf einem Holztisch, einige davon sind in Scheiben geschnitten.
Alte und seltene Kartoffelsorten bestechen nicht nur durch ihren besonderen Geschmack, sondern oft auch durch extravagante Formen und Farben.
Quelle: margouillatphotos via Getty Images

Alte Kartoffelsorten

Weltweit, so wird geschätzt, gibt es rund 5.000 Kartoffelsorten. In Deutschland sind laut Bundessortenamt aktuell 234 Kartoffelsorten für den Anbau zugelassen, davon 166 Speisekartoffeln. Aber nur die wenigsten davon gelangen in den Handel. Dort sind vor allem Sorten mit einer einheitlich gelblichen Fleischfarbe gefragt, die krankheitsresistent und unempfindlich gegen Beschädigungen sind, eine gleichmäßige und optimale Knollenform und -größe besitzen und sich besonders gut schälen lassen. Viele alte Sorten erfüllten diese Anforderungen nicht und wurden somit im Laufe der Zeit aus dem Anbau genommen und gerieten in Vergessenheit.

Nicht wenige Kartoffelkenner sind jedoch überzeugt, dass die alten Sorten in puncto Geschmacksvielfalt und -intensität um einiges besser abschneiden als moderne Sorten. Wer ein besonderes Geschmackserlebnis sucht, sollte es also einmal mit einer alten Kartoffelsorte versuchen. Durch den Anbau im eigenen Garten, leistet man darüber hinaus einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Kartoffel-Knollen der Sorte "Blauer Schwede". Eine Knolle ist aufgeschnitten, sodass man das Fleisch sehen kann.
Die Kartoffelsorte "Blauer Schwede" hat eine dunkelblaue Schale und ein weiß-violett-marmoriertes Fleisch. Gekocht ist es aber einheitlich blau-violett.
Quelle: sinarp2 via Gettty Images

Schaut man sich im Internet um, findet man bei den Erhaltungsinitiativen – aber auch bei so manchem kommerziellen Pflanzgut-Anbieter – inzwischen zahlreiche alte Kartoffelsorten. Sie heißen "Red Cardinal", "Blue Salad", "Blauer Schwede", "La Ratte" oder "Shetland Black". So exotisch wie ihre Namen, sind auch ihre Formen und Farben. Die Knollen der Sorte "Red Cardinal" zum Beispiel haben eine rote Schale und sind innen rot-weiß marmoriert. "Blue Salad" und "Blauer Schwede" hingegen bestechen durch die Farben Blau bis Blauviolett. Die Farbpalette bei den alten Sorten reicht von rot über blau bis hin zu violett – dagegen erscheint die gelbfleischige Kartoffel, wie man sie im Supermarkt findet, beinahe langweilig.

Die vorwiegend festkochende Sorte "Blauer Schwede" eignet sich auch gut für den Anbau im eigenen Garten, ist sie doch nicht nur wohlschmeckend, sondern auch robust und pflegeleicht. Gleiches gilt für die Sorte "Reichskanzler", die noch dazu sehr ertragreich ist. Hier kommen Anhänger mehligkochender Kartoffeln auf ihren Geschmack. Ein weiterer Tipp für den Garten ist die vorwiegend festkochend bis mehligkochende Sorte "Ackersegen". Sie ist ebenfalls robust und ertragreich und zudem gut lagerfähig.

Auch bei Kartoffeln sind für detailliertere Sorteninformationen und weitere Tipps die im Infoasten genannten Erhaltungsinitiativen gute Anlaufstellen.

Letzte Aktualisierung: 5. Dezember 2023


Weitere Informationen

Projekt Vielfalt schmeckt
Pomologen Verein
Bund Lemgo
Erhalternetzwerk des Pomologen Vereins
ProSpecieRara
Arche Noah Österreich


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