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Das Jahr des Obstbauern

Frisches Obst aus heimischem Anbau ist beliebt. Bis Äpfel, Birnen und Kirschen geerntet werden können, ist in einer Plantage viel zu tun.

Die Äpfel werden von Hand gepflückt auf der Apfelplantage
Die Äpfel werden von Hand gepflückt und in Kisten gelegt. Es ist wichtig, dass sie ohne Beschädigungen oder Druckstellen ins Lager kommen.
Quelle: landpixel.de

Der Sommer und der Herbst sind Erntezeit für Beerenobst, Kirschen, Zwetschgen, Äpfel und Birnen aus heimischem Anbau. Sie wachsen in Deutschland auf rund 72.450 Hektar. Mit etwa 33.110 Hektar machen Äpfel mehr als zwei Drittel der gesamten Baumobstfläche (circa 49.200 Hektar) aus.

Der Anteil der Fläche mit Öko-Kernobst (Äpfel, Birnen) lag laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) 2021 bei rund 20 Prozent, der von Öko-Strauchobst (Beeren) sogar bei fast 31 Prozent. Ökologisch erzeugte Erdbeeren hatten dagegen weniger Bedeutung. Sie wurden 2021 nur auf 2,2 Prozent der gesamten Erdbeerfläche angebaut.

Äpfel sind das beliebteste Obst der Deutschen. Hiervon werden pro Kopf 22,4 Kilogramm im Jahr verzehrt. Insgesamt verspeist jeder Bürger rund 69 Kilogramm frisches Obst sowie rund 31 Kilogramm Zitrusfrüchte im Jahr. Darin sind Verarbeitungserzeugnisse wie zum Beispiel Saft und Konserven bereits enthalten.

Heimisches Obst gibt es in der Saison häufig direkt vom Erzeugerbetrieb, pflückfrisch vom Feld oder vom Baum. Ab Mai werden die ersten Erdbeeren geerntet, im Juni gibt es Kirschen, die ersten Äpfel ab Mitte Juli. Äpfel lassen sich besonders gut lagern – deshalb gibt es deutsche Äpfel auch noch bis ins späte Frühjahr zu kaufen. Durch die Lagerung in einer kontrollierten, gesteuerten Atmosphäre werden die Stoffwechselprozesse und damit der Abbau wertvoller Inhaltstoffe in den Früchten deutlich verlangsamt, sodass ein Apfel auch nach Wochen noch fast so schmeckt wie frisch geerntet.

Überwiegend werden Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Co. im integriert kontrollierten Anbau erzeugt. Das heißt, dass die Erzeuger ein besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit richten und beispielsweise Pflanzenschutzmittel nur dann einsetzen, wenn es nötig wird. Zum Beispiel, wenn pilzliche Erreger wie Apfelschorf oder Monilia-Fruchtfäule drohen. Heute übernehmen in den Obstplantagen viele Nützlinge wie Schlupfwespen die Bekämpfung von Schädlingen.

Winter: Bäume in Form schneiden

Landwirt beschneidet Obstbäume im Winter
Im Winter werden die Obstbäume in Form geschnitten
Quelle: South_agency via Getty Images

Bis die vitaminreichen, gesunden Früchte geerntet werden können, sind über das Jahr viele Arbeitsschritte nötig. Viele Arbeiten lassen sich nicht mechanisieren, sie müssen von Hand erledigt werden. Das gilt zum Beispiel für den Obstbaumschnitt, der über Winter, etwa von November bis ins Frühjahr hinein, mit speziellen Scheren und Sägen erfolgt. Diese Schnittmaßnahmen sind wichtig, damit die Bäume ausreichend Licht, Luft und Sonne bekommen.

Bei den Bäumen, die voll im Ertrag stehen, werden überzählige Triebe abgeschnitten und das alte, abgetragene Fruchtholz wird eingekürzt. Durch diese Maßnahme werden die Fruchtbarkeit der Bäume und die Qualität der Früchte gefördert. Bei den Jungbäumen schneiden Obstbauern und -bäuerinnen zu starke, überzählige Triebe und solche, die nach innen wachsen, ab. Zu steil nach oben stehende Triebe bindet er nach unten; dadurch bilden sich mehr Blütenknospen. "Durch diese Formierungsarbeiten wird das Wachstum der jungen Bäume gemindert und gleichzeitig die Bildung von Fruchtknospen gefördert. Die besten inneren und äußeren Qualitäten erzielen wir mit "ruhigen" Bäumen, die sich in einer ausgewogenen Balance zwischen Wachstum und Fruchtertrag befinden", erklärt Ingo Schick, der in Freinsheim in der Pfalz einen Obstbaubetrieb bewirtschaftet.

Frühjahr: Jungbäume pflanzen

Das Frühjahr ist der richtige Zeitpunkt, die jungen Obstbäume der Neuanlagen zu pflanzen. Etwa alle 15 Jahre werden die alten Anlagen erneuert: Die alten Bäume werden nach der Ernte ab November gerodet, der Boden bearbeitet und gelockert. Danach können die in den Baumschulen gezogenen Jungbäume gepflanzt werden. Hierfür kommen heute spezielle Pflanzmaschinen zum Einsatz, die die jungen Bäume schnurgerade in den Boden setzen.

"Der Zeitpunkt, zu dem alte Obstanlagen gerodet und durch Neupflanzungen ersetzt werden, ist immer eine wirtschaftliche Entscheidung. In der Regel werden sowohl Qualität als auch Produktivität in einer Apfelanlage nach zwölf bis 15 Jahren geringer. Zudem kommen durch Züchtung stets neue Sorten und Typen auf den Markt, die den aktuellen Verbraucherwünschen angepasst sind und deshalb stärker nachgefragt werden", so Schick.

Mehrere Bienen auf Pflaumenblüten
Wenn die Obstbäume anfangen zu blühen, bestäuben Bienen und Hummeln die Blüten.
Quelle: JamesBrey via Getty Images

Bienen bestäuben die Obstblüten

Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen ist nicht nur für gute Erträge wichtig, sondern macht die Bäume auch widerstandsfähiger gegen bestimmte Krankheiten. Hier sind vor allem Stippigkeit und Glasigkeit der Äpfel zu nennen, die auftreten können, wenn die Bäume nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden.

Obstbäuerinnen und Obstbauern entnehmen im Frühjahr Bodenproben, um anschließend die mineralischen Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium und weitere Spurennährstoffe genau im richtigen Verhältnis und in der richtigen Menge zuzuführen. Wenn die ersten Obstbäume anfangen zu blühen, bestäuben Honigbienen, Wildbienen und Hummeln die Blüten.

Imkerinnen und Imker stellen ihre Bienenvölker in die Plantagen, um eine gute Bestäubung zu gewährleisten. Viele Obsterzeugerinnen und -erzeuger schaffen aber auch Nahrungs- und Unterschlupfquellen für Wildbienen, die nicht so große Entfernungen zurücklegen können wie Honigbienen. Deshalb sind in der Nähe von Obstbäumen häufig auch Blühstreifen mit verschiedenen Blütenpflanzen als Nahrungsangebot angelegt.

Wenn die Bäume in voller Blüte stehen, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Blüten der Bäume auszudünnen. Das ist notwendig, damit die Bäume nicht zu viele Früchte ansetzen. Denn das Ziel ist es, qualitativ hochwertige Früchte sowie jedes Jahr ausgewogene Erträge zu erzielen und die Bäume nicht zu überfordern.

In dieser Zeit im April und Mai haben die Obstbäuerinnen und -bauern den Wetterbericht immer im Auge. Denn Frost in dieser für die Bäume sehr empfindlichen Periode kann die ganze Ernte gefährden. Es gibt begrenzte Möglichkeiten, die Blüten vor Frost zu schützen, etwa durch eine Frostschutzberegnung, bei der die Blüten durch einen Eismantel geschützt werden, oder durch das Aufstellen von Öfen, Windmaschinen oder Wachskerzen.

Sommer: Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen schützen

Im Juni sind die Kirschen reif, die Ernte steht an. Sowohl Süß- als auch Sauerkirschen für den Frischmarkt müssen von Hand gepflückt werden. Nach der Kirschernte wird es Zeit für den Sommerschnitt bei den Apfelbäumen, bis ab August die ersten Frühäpfel und Zwetschgen geerntet werden können. Zu wüchsige Triebe werden gekürzt oder nach unten gebunden.

Während der Saison ist der Obstbauer Tag für Tag in den Obstanlagen unterwegs, kontrolliert das Schaderregeraufkommen und das Fruchtwachstum. Bei Bedarf werden Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt, um ein Ausbreiten von Krankheiten wie beispielsweise Mehltau oder Schorf zu verhindern. Auch Schädlinge wie zum Beispiel der Apfelwickler müssen bekämpft werden, wenn sie Überhand nehmen.

"Sonst drohen Fäulnis und Verderb", sagt Obsterzeuger Schick. "Unsere Obstanlagen unterliegen einem ständigen Monitoring. Von der Klopfprobe bis zum computergestützten Prognosemodell nutzen wir zusammen mit der amtlichen Beratung alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, um die Notwendigkeit und gegebenenfalls den richtigen Zeitpunkt einer Pflanzenschutzmaßnahme zu bestimmen. So sparen wir Pflanzenschutzmittel und Geld und schonen die Umwelt. Allerdings müssen wir sehr sorgfältig arbeiten, da bereits das Unterlassen einer einzigen Schutzmaßnahme zu großen Verlusten und damit zur Vernichtung von Lebensmitteln führen kann."

Herbst: Hochbetrieb bei der Zwetschgen- und Apfelernte

Apfelernte mit Hilfe einer Maschine
Die Ernte wird zwar oft maschinell unterstützt, ist aber dennoch Handarbeit.
Quelle: BLE

Spätestens im September herrscht bei den Obsterzeugern Hochbetrieb, die Zwetschgen- und Apfelernte ist in vollem Gange. Verschiedene Apfelsorten verlangen unterschiedliche Erntetermine. Die Äpfel werden von Hand gepflückt und eingelagert oder nach Größe sortiert, gewaschen, verpackt und vermarktet.

Bis die Kirsche oder der Apfel beim Direktvermarkter oder im Lebensmitteleinzelhandel verkauft wird, sind viele Arbeitsschritte nötig. Die Arbeit wird auf den Obstbaubetrieben häufig von Arbeitskräften erledigt, die nur für ein paar Wochen dort arbeiten. Seit 2014 regelt der Gesetzgeber, dass diese Arbeitskräfte den in Deutschland geltenden Mindestlohn erhalten müssen. Seit Oktober 2022 beträgt dieser 12 Euro. "Da wir uns bei Kirschen und Zwetschen in einem europäischen und bei Äpfel und Birnen sogar in einem globalen Wettbewerb befinden, sind die sehr unterschiedlichen Löhne in den Herkunftsländern eine große Herausforderung, denn sie machen mehr als die Hälfte der Erzeugungskosten aus", sagt Schick. "Die vom Verbraucher favorisierte regionale und nachhaltige Produktion honoriert der Handel nur sehr verhalten gegenüber den Erzeugern. Allerdings bevorzugt er zumindest bei Preisgleichheit grundsätzlich die deutsche Ware."

Letzte Aktualisierung: 1. Juli 2023


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Der Apfel ist die wichtigste Baumobstart in Deutschland. Mengenmäßig von Bedeutung sind rund 30 Sorten - allen voran der "Elstar".

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Erdbeeren

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