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Geflügelfleisch

Geflügelfleisch erfreut sich bei uns wachsender Beliebtheit. 12,7 Kilogramm werden pro Person im Jahr verzehrt – rund drei Kilogramm mehr als noch vor 15 Jahren.

Geflügelfleisch
Knapp ein Viertel des in Deutschland verzehrten Fleisches ist Geflügelfleisch.
Quelle: yulka3ice via Getty Images

Als Geflügel gelten Mast- und Suppenhühner, Puten, Enten, Gänse, Perlhühner, Wachteln und Fasane. Masthähnchen haben mit rund 73 Prozent den weitaus größten Anteil am verbrauchten Geflügelfleisch (siehe Grafik unten).

Die Bezeichnung "Hähnchen" gilt übrigens für männliche und weibliche Masthühner gleichermaßen. In Fachkreisen werden Masthähnchen häufig auch als "Broiler" bezeichnet.

Infografik über den Anteil der Gefügelarten am gesamten Geflügelfleischverbrauch

Bedeutend sind neben den Masthähnchen noch die Puten. Rund 23 Prozent des verbrauchten Geflügelfleischs in Deutschland stammt von ihnen. Auch in der Putenmast werden männliche und weibliche Tiere gemästet.

Mastgeflügelerzeugung: intensiv und hochspezialisiert

In der Geflügelmast werden fast ausschließlich Tiere mit hoher Gewichtszunahme und guter Futterverwertung verwendet. Durch intensive Zucht hat man es geschafft, dass Masthühner heute viermal schneller wachsen als noch vor 65 Jahren: Brauchte ein Masthähnchen in den 1950er-Jahren noch rund 120 Tage, um 1,5 Kilogramm auf die Wage zu bringen, erreichen heutige Masthybriden dieses Gewicht bereits nach 28 bis 30 Tagen.

Produktionsstufen der Geflügelmast

1. Basiszucht: Diese liegt heute in der Hand weniger Zuchtunternehmen. Die Basiszuchtbetriebe erzeugen die Elterntierküken und verkaufen diese an die Vermehrungsbetriebe.
2. Vermehrungsbetrieb: Hier wachsen die Elterntierküken auf. Die Hähne begatten die Hennen. Die dabei entstehenden befruchteten Eier werden an die Brütereien verkauft.
3. Brütereien: Die befruchteten Eier der Elterntiere werden ausgebrütet. Männliche und weibliche Küken – die späteren Masttiere – werden an die Mastbetriebe geliefert.
4. Mastbetrieb: Hier werden die Masthähnchen und Mastputen bis zur Mastreife gemästet.

Die verschiedenen Abschnitte der Mastgeflügelerzeugung finden nicht in einem Betrieb statt. Die meisten Betriebe konzentrieren sich heute nur auf eine von vier Produktionsstufen (siehe Infokasten).

Wie werden Hähnchen und Puten auf dem Mastbetrieb gehalten?

Hähnchen und Puten werden in Deutschland überwiegend in Bodenhaltung auf Einstreu gemästet. In seltenen Fällen findet die Mast auch in Freilandhaltung statt. Freilaufende Masthähnchen sind vorwiegend auf Bio-Betrieben zu finden. Dort ist der Auslauf per Gesetz vorgeschrieben. Geflügelmästereien arbeiten in der Regel nach dem Rein-Raus-Verfahren. Das heißt, die Tiere einer Stalleinheit werden alle gleichzeitig ein- und wieder ausgestallt. Das hat den Vorteil, dass der Stall nach dem Ausstallen gründlich gereinigt und desinfiziert werden kann.

Besonderheiten bei der Haltung von Hähnchen und Puten

Masthähnchen werden meist in geschlossenen Ställen gehalten. Dabei sorgen Belüftungsanlagen für frische Luft und Fenster für Tageslicht. Daneben gibt es die Mast in offenen Ställen mit natürlicher Lüftung. Sie ist jedoch weniger verbreitet. Männliche und weibliche Masthähnchen werden in einem Stall zusammen aufgestallt. Dort verbringen sie 28 bis 30 Tage, bis sie mit rund 1,5 bis 1,6 Kilogramm geschlachtet werden. Dieses Verfahren nennt man Kurzmast. Hähnchen, die für die Verarbeitung von Teilstücken, wie Keulen oder Brustfilets, vorgesehen sind, bleiben etwas länger: Die Mittellangmast dauert 32 bis 35 Tage (Endgewicht 2 bis 2,2 kg) und die Langmast 38 bis 42 Tage (Endgewicht 2,5 bis 2,7 Kilogramm). Der Gesetzgeber schreibt für Masthähnchen in Kurzmast vor, dass pro Quadratmeter maximal 35 Kilogramm Lebendgewicht gehalten werden dürfen. Das heißt: rund 23 Tiere teilen sich einen Quadratmeter Stallboden. Bei verlängerter Mast sind 39 Kilogramm zulässig, das sind umgerechnet etwa 16 Tiere pro Quadratmeter.

Geflügelstall
Quelle: Countrypixel - stock.adobe.com

Hähnchenmast überwiegend in Großbetrieben

Rund 81 Prozent aller Masthühner in Deutschland werden in großen Betrieben mit mehr als 50.000 Plätzen gemästet. In kleineren Betrieben, mit weniger als 10.000 Mastplätzen, leben nicht mal ein Prozent aller Masthühner.

Mastputen werden im Unterschied zu Masthähnchen meist in sogenannten Offenställen gehalten. Diese Stallform bietet den Tieren eine natürliche Luft- und Lichtzufuhr. Es gibt allerdings auch Haltungen in geschlossenen Ställen. Männliche und weibliche Puten wachsen unterschiedlich schnell und werden daher getrennt aufgestallt: Die Hennen haben bereits nach 16 Wochen ihr Endgewicht von 10 Kilogramm erreicht. Die Hähne verbleiben noch sechs Wochen länger, bis sie 20 Kilogramm auf die Waage bringen.

Anders als bei Masthähnchen gibt es für die Putenmast in Deutschland bislang keine konkreten Rechtsvorschriften. Die Haltung erfolgt nach freiwilligen bundeseinheitlichen Eckwerten, die die deutsche Geflügelwirtschaft gemeinsam mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium entwickelt hat.

Danach liegt die maximal zulässige Besatzdichte in der Putenmast bei 45 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter für Hennen und 50 Kilogramm für Hähne. Bei verbindlicher Beteiligung an einem Gesundheitskontrollprogramm kann die zulässige Besatzdichte sogar auf bis zu 52 Kilogramm bei Putenhennen und bis zu 58 Kilogramm bei Putenhähnen ausgeweitet werden.

Die meisten Hähnchen und Puten leben in Niedersachsen

Der Schwerpunkt der deutschen Hähnchen- und Putenmast liegt in Niedersachsen. Dort lebt mehr als die Hälfte des deutschen Mastgeflügels.
Die größten Hähnchenmastbetriebe gibt es in Sachsen-Anhalt mit durchschnittlich 237.000 Masthähnchen pro Betrieb.

Wie wird Mastgeflügel gefüttert?

In der Mast sollen die Hähnchen und Puten in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Muskelfleisch ansetzen. Um das zu erreichen, werden die Tiere mit einem einheitlichen Energie- und Nährstoffmix versorgt. Meist werden dafür sogenannte Alleinfuttermittel in Form von Pellets verwendet. Je nach Wachstumsabschnitt der Hennen werden diese in Starter-, Mast- und Endmastfutter unterteilt. Die darin enthaltenen Futterbestanteile sind optimal auf das jeweilige Alter der Tiere abgestimmt.

Basis dieser Alleinfuttermittel sind meist Getreide wie Weizen und Mais, die durch Soja-, Raps- und Sonnenblumenschrot ergänzt werden. Um das Leistungspotenzial der Tiere voll auszuschöpfen, werden häufig synthetisch hergestellte Aminosäuren zugesetzt. Letztere dürfen in der ökologischen Geflügelmast nicht verwendet werden. Dort sind auch Futtermittel, die gentechnisch erzeugt wurden, nicht erlaubt.

Das Gros der Geflügelmastbetriebe arbeitet flächenunabhängig. Das heißt, sie bewirtschaften keine oder nur sehr wenig eigene Flächen und erwirtschaften kein eigenes Futter. Das in der Geflügelmast verwendete Futter wird daher meist zugekauft.

Masthähnchen werden überwiegend in Bodenhaltung gemästet.
Quelle: landpixel.de

Wie ist es um das Tierwohl bestellt?

Nicht nur Tierschützerinnen und Tierschützer, sondern auch zunehmend mehr Verbraucherinnen und Verbraucher stehen den Haltungsbedingungen in der Hähnchen- und Putenmast kritisch gegenüber. Hohe Besatzdichten und fehlendes Beschäftigungsmaterial führen nicht selten zu Auseinandersetzungen – mit der Folge, dass sich die Tiere gegenseitig verletzen. Um das zu vermeiden, wird Putenküken in der konventionellen Haltung meist der Schnabel gekürzt. In aller Regel betäubungslos, was den Tieren Schmerzen bereitet. Bei Masthähnchen wird auf diesen Eingriff verzichtet, da diese in der Regel nur fünf bis sieben Wochen leben. Ebenfalls in der Kritik steht die Auswahl der Zuchtlinien, die heute zum Einsatz kommen. Diese bewegen sich an der biologischen Leistungsgrenze. Das heißt, innere Organe und das Skelett können dem starken Muskelwachstum teilweise kaum noch standhalten. Kleinste Fehler im Management des Mastbetriebs können somit zu massiven Schäden am Tier führen.

Aufgrund dieser und anderer Probleme rückt die Mastgeflügelhaltung immer mehr in den Fokus der Tierwohlbemühungen. Ziel ist es, einen praktikablen und ökonomisch tragfähigen Konsens zwischen Verbrauchererwartungen und der Landwirtschaft zu finden. Derzeit gibt es verschiedene staatliche und nichtstaatliche Programme und Initiativen, die Anforderungen an das Tierwohl beziehungsweise den Tierschutz definieren. Die Programme und Initiativen unterscheiden sich inhaltlich wie auch hinsichtlich der Produktionsrichtungen, die sie abdecken.

Cover der Broschüre "So leben Hühner"

BZL-Broschüre

So leben Hühner

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Ökologische Geflügelmast

Die ökologische Mastgeflügelhaltung in Deutschland ist bislang eine Nische. Ökogeflügelfleisch hatte laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) 2021 einen Marktanteil von gerade mal 1,6 Prozent. Das Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an Bio-Geflügel nimmt aber zu.

Was sind die Unterschiede zur konventionellen Haltung

Öko-Puten und -hähnchen werden langsamer gemästet. Laut EU-Öko-Verordnung müssen die Tiere bei der Schlachtung ein Mindestalter haben: Masthähnchen zum Beispiel 81 Tage. Zum Vergleich: Konventionelle Hähnchen leben üblicherweise 30 Tage. Außerdem dürfen Öko-Puten und -hähnchen ins Freie: vorgeschrieben sind zehn Quadratmeter Grünauslauf pro Pute und vier Quadratmeter pro Masthähnchen. Dort können die Tiere ihr arttypisches Verhalten ausleben: ein Staubbad nehmen oder nach Samen und Insekten picken.

Auch im Stall müssen Öko-Halterinnen und -Halter den Tieren mehr Platz gewähren: Maximal 21 Kilogramm Lebendgewicht und nicht mehr als zehn Tiere pro Quadratmeter sind zulässig. Synthetische Aminosäuren, wie sie in der konventionellen Fütterung eingesetzt werden, sind in der ökologischen Geflügelhaltung nicht erlaubt. Und auch der Einsatz von Antibiotika wird sehr viel restriktiver gehandhabt als in der konventionellen Haltung.

Wie viel Fleisch essen die Deutschen pro Jahr?

Infografik "Wie viel Fleisch essen die Menschen in Deutschland pro Jahr?"

Die Menschen in Deutschland essen immer weniger Fleisch. Dieser Trend verfestigt sich. Seit 2018 ist der Fleischverzehr kontinuierlich rückläufig. 2023 fiel er mit 51,6 Kilogramm pro Kopf um mehr als 15 Prozent geringer aus als noch vor fünf Jahren.

Schweinefleisch wird hierzulande immer noch am meisten verzehrt, gleichzeitig geht hier der Konsum aber auch besonders stark zurück. 2023 wurden in Deutschland pro Kopf 6,6 Kilogramm weniger verzehrt als noch 2018 – ein Rückgang um fast ein Fünftel. Der Geflügelfleischkonsum hingegen lag 2023 mit 13,1 Kilogramm pro Kopf im Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre und stieg gegenüber 2022 sogar wieder deutlich an.

Letzte Aktualisierung: 6. Oktober 2023


Weitere Informationen

Thünen-Institut für Betriebswirtschaft: Steckbriefe zur Tierhaltung in Deutschland – Mastgeflügel

Nutztierhaltung.de: Geflügel

Oekolandbau.de: Bio-Geflügelhaltung

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Geflügel


Werden auch weibliche Hühner gemästet?

Der Begriff "Hähnchenmast" lässt vermuten, dass nur männliche Hühner gemästet werden. Das ist aber nicht so.

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