Hilft Carbon Farming das Klima zu schützen?
Beim Carbon Farming erhalten Landwirtinnen und Landwirte Geld dafür, dass sie den Humusgehalt ihrer Böden erhöhen und so CO2 aus der Luft binden.
Pflanzen nehmen Kohlendioxid und Wasser auf und erzeugen daraus mithilfe von Sonnenlicht Zucker und Sauerstoff. Sterben die Pflanzen ab, werden sie im Boden zersetzt und durch Bodenorganismen in ihre Bestandteile zerlegt. Ein Teil des in ihnen gebundenen Kohlenstoffs wird dabei wieder als Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt. Liegt genügend Biomasse vor, kann ein Teil des Kohlenstoffs aber auch längerfristig im Boden festgelegt werden – und zwar im Humus. Dabei gilt: Je mehr organische Masse im Boden, umso mehr Humus und umso mehr Kohlenstoff kann gespeichert werden.
Jedes Zehntel Prozent mehr an Humus im Boden trägt also dazu bei, dass der Gehalt des Klimagases CO2 in der Luft sinkt und damit das Klima geschützt wird.
Wie kann der Humusgehalt gesteigert werden?
Landwirtinnen und Landwirte beeinflussen über die Art der Bewirtschaftung die Humusgehalte ihrer Äcker.
Indem sie zum Beispiel regelmäßig organischen Dünger wie Mist, Kompost und Gülle ausbringen und die Fruchtfolge durch den Anbau von Zwischenfrüchten oder mehrjährigen Kulturen wie Kleegras oder Luzerne erweitern, können sie den Humusgehalt des Bodens gezielt steigern.
Handel mit Humuszertifikaten
Werden Landwirte und Landwirtinnen für solche Maßnahmen des Humusaufbaus bezahlt, spricht man von Carbon Farming. Die Idee dahinter: Spezialisierte Firmen messen und zertifizieren die tatsächlich umgesetzte CO2-Bindung auf dem Acker und bezahlen dem landwirtschaftlichen Betrieb eine Prämie in Form von Humus-Zertifikaten. Diese sind eine neue Einnahmequelle für Landwirtinnen und Landwirte, denn die Zertifikate können sie an Unternehmen weiterverkaufen, die ihre eigenen Treibhausgas-Emissionen kompensieren wollen.
Warum Böden so wertvoll sind:
Böden sind der größte terrestrische Speicher für organischen Kohlenstoff.
Sie speichern rund viermal so viel Kohlenstoff wie die oberirdische Vegetation und mehr als doppelt so viel wie die Atmosphäre.
Grundsätzlich ist der Ansatz, die Humusgehalte landwirtschaftlicher Böden zu erhöhen, begrüßenswert. Denn neben der Funktion als Kohlenstoffspeicher bietet der Humus noch viele weitere Vorteile.
So verbessern hohe Humusgehalte zum Beispiel das Wasserspeichervermögen eines Bodens, senken das Risiko für Erosion und ermöglichen stabilere und höhere Erträge. Unterm Strich sind die Agrarböden in Deutschland und auch weltweit derzeit eher von Humusverlusten betroffen.
Wissenschaft sieht Humuszertifikate kritisch bezüglich Klimawirkung
Fraglich ist jedoch, ob der Handel mit Humuszertifikaten langfristig zur Förderung des Klimaschutzes geeignet ist. Forschende des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung in Deutschland, die 2020 in einer Studie die Effekte von Humuszertifikaten in Bezug auf ihre Klimawirkung untersucht haben, bezweifeln das. Eine zusätzliche und langfristige Kohlenstoffspeicherung könne über die Humuszertifikate nach derzeitigem Stand kaum sichergestellt werden.
Zum einen werde sich im Zuge der zu erwartenden Klimaerwärmung Humus zukünftig um einiges schneller abbauen als derzeit. Zum anderen sei die aus dem Humusaufbau resultierende positive Klimawirkung jederzeit umkehrbar. Sobald ein landwirtschaftlicher Betrieb seine Maßnahmen zur Steigerung oder zum Erhalt des Humusgehalts einstelle oder verringere, werde der im Boden gebundene Kohlenstoff wieder als CO2 freigesetzt.
Letzte Aktualisierung: 10. Oktober 2023
Erklärfilm: Warum ist Humus im Ackerboden wichtig fürs Klima?
Weitere Informationen
Oekolandbau.de: Carbon Farming – Handel mit Humuszertifikaten
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Humus in landwirtschaftlich genutzten Böden
Thünen-Institut: Bodenkohlenstoff – Ein Geschäftsmodell für den Klimaschutz